Stell dir vor, in drei Wochen sind die Olympischen Spiele längst eröffnet, aber noch schert sich niemand drum, noch sind alle im Bann von Euro 2020/21, Wimbledon, Tour de France oder der Formel 1, die gleich zweimal hintereinander auf dem Bullen-Ring in Spielberg kreiste. Ja, sieht man von Euro 2020/21 ab, wo wir als Sieger der Herzen jetzt den Italienern ganz fest die Daumen drücken, dass sie es schaffen, weil wir ja dann so was wie die verhinderten Europameister wären, so wurden wir televisionär vom ORF von früh bis abends, von Frauen wie Männern, von Insidern wie Adabeis, von aktuellen und alten Asphalt-Königen wie von aktuellen und emeritierten Pisten-Stars informiert, indoktriniert und richtig verwöhnt.
Ja, die Formel 1, die hat, Didi Mateschitz sei´s gedankt, wieder Flügel bekommen wie in den goldenen Jahren von Jochen Rindt, Niki Lauda, Helmuth Marko, Gerhard Berger und ein bisserl noch der Herren Wurz und Klien, die jetzt als Studio-Experten ihr Wissen auspacken und ihre Erfahrungen verraten. Ja, die Formel 1 ist unser, ob staatlich mit dem ORF, ob privat mit Servus, da fahrt wie in alten Worten und noch älteren Zeiten die Eisenbahn drüber, auch wenn wir nur einen megareichen „Oberbullen“ haben, der aus Lust an Abenteuer und Action, an Tempo und Technik, an eigenem Team und regionalem Tourismus wahre Unsummen in den Red-Bull-Ring, in Red-Bull-Piloten, in Red-Bull-Repräsentanten und Red-Bull-Gastronomie steckt.
Ein Engagement, das trotz aller Einwände aller Ehren wert ist, vor allem dann, wenn Abertausende an Fans auch aus dem fernen Oranje- und mittlerweile Verstappen-Land wieder für einen Return of Investment im Obersteirischen sorgen dürfen. Ja, die Formel 1 dreht sich und dreht sich und dreht sich immer noch und schon wieder, ohne dass sie die Grünen mit einem Vizekanzler und Sportminister an der Spitze auf die Palme treiben würde. Nein, nein, das dürfte er gar nicht, gell. Wo käme man da hin, nicht wahr, wenn ganz Österreich zur Formel-1-Euphorie quasi verdammt wird.
Zurück bleibt nur die Frage, wann und wo man in diesem, mittlerweile nicht mehr nur unter gutem Mercedes-Stern stehenden Zirkus-Karussell endlich wieder einen „bulligen“ eimischen Piloten finden kann, mit dem sich die österreichischen Fanatiker identifizieren können. Wie die holländischen Fans mit ihrem Jos Verstappen, der sich anschickt, dem Seriensieger Lewis Hamilton mit einem „Schumi-Überholmanöver“ den achten Rekord-Titel zu vermasseln. Solange sich das allerdings nicht ändert, bleiben wir weiter Sieger der Herzen und belobigte Weltmeister als Veranstalter. Ob im Sommer oder Winter. Erst recht, wenn wir dabei sogar Covid19 ein Schnippchen geschlagen haben.