Salzburg hat das Champions-League-Duell mit Maccabi Tel Aviv in Israel gedreht, nach frühem Rückstand und schwacher erster Hälfte 2:1 gewonnen und damit einen Fuß ins ganz große Millionengeschäft gesetzt. Kein Kunststück, so werden Kritikaster einwenden, wenn bei Maccabi ein halbes Dutzend oder gar mehr Stammspieler der Corona-Infektionen wegen nicht dabei waren. Abgesehen davon, dass die Israelis womöglich ein bisserl übertrieben haben, um die roten Bullen ins Bockshorn zu jagen – so einfach ist´s wieder nicht, im (nicht nur politisch) heißen und Covid-19-verseuchten Tel Aviv zu bestehen oder gar zu gewinnen, davon können ja nicht nur der FC Basel, sondern auch vermeintlich favorisierte österreichische Nationalteams mehr als nur ein Lied singen.
Wie unsereins aus vielen (TV-)Stammtischen weiß, scheiden sich an Jesse Marsch, dem amerikanischen Coach der Salzburger, die Fußballgeister, wenn es darum geht, seine spielerischen wie taktischen Trainerqualitäten zu beurteilen. Ein Ass aber, das Jesse immer wieder aus dem Ärmel zieht, das ist ein typisch amerikanischer Trumpf, genauer gesagt: die außergewöhnlich bis einzigartige, US-Sportlern wie US-Betreuern in Fleisch und Blut übergangene Eigenschaft, von sich und ihrer Stärke so überzeugt zu sein, dass sie nie ans Aufstecken, sondern immer ans Gewinnen denken, wie immer es steht. Marsch, vorwärts, so lautet seine Devise wo und wann immer sie gefragt ist.
Jesse trainiert mit seinen Assistenten zwar eine um einige Routiniers angereicherte Auswahl an Talenten aus vielen Ländern der Welt, es ist ihm aber gelungen, (fast) allen seinen Spielern den Stempel dieses American Way of Life aufzudrücken – und ihnen damit auch (ganz ohne Impfstoff) das nötige Sieger-Gen einzuimpfen. Nichts unterstreicht das besser als die beiden letzten Spiele, die die roten Bullen umgedreht haben, vor Tel Aviv auch zu zehnt in Unterzahl. Und das ist eine ganz spezielle Kunst und nicht bloß ein einmaliges Kunststück, dem nur noch fehlt, dass ihm beim Rückspiel in Salzburg die Krone aufgesetzt und der Millionen-Jackpot geknackt wird. Halt frei nach dem freundlich, netten, aber US-gestählten Jesse: Marsch, vorwärts, weil´s kein rückwärts geben darf!