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Unvergleichlicher Nadal: Fast schon K. o. und doch noch Rekord-Sieger

Im Schweiße seines Angesichts, Kraft seiner mentalen Stärke, dank seines ganz eigenen Könnens: Rafael Nadal hat´s geschafft! Mit dem finalen Triumph in einem der dramatischsten, einem der besten und längsten Endspiele der Australian Open in Melbourne hat sich der Spanier aus Mallorca zum Allzeit-König im Tennis gekrönt! Jetzt hat Nadal den 21. Grand-Slam-Rekord-Titel in seiner Trophäensammlung, die der abgeschobene, ausgeschlossene Novak Djokovic im Visier gehabt hätte.  Konjunktiv. Wie der, dass auch der nach 5:24-Stunden besiegte Finalgegner Daniil Sergejewitsch Medwedew im dritten Satz schon vom zweiten Grand-Slam-Turniersieg seiner Karriere geträumt hat, ehe er sich selbst auf die Verliererstraße beförderte.

Sie verstehen nicht, was ich damit sagen will? Dazu muss ich etwas ausholen, um das zu konkretisieren und zu explizieren. Wie schon des Öfteren angemerkt, handelt es sich beim Tennissport um die elegantere, ungefährlichere, weniger schmerzhafte sublimierte Form von Boxen – halt ohne Fäuste und Handschuhe, dafür mit Racket und Bällen. Und wie im Ring, so ist´s auch am Tennis-Court. Ein paar Wirkungstreffer können alles drehen. Das Game, das schlussendlich entschied, auch wenn es die endgültige Entscheidung noch stundenlang hinausschieben sollte, war keines der berühmten siebenten im Tennis, sondern das sechste im dritten Satz.

Als Medwedew mit 6:2, 7:6, 3:2, 0:40 bei Aufschlag Nadal drei Breakbälle hatte, schien alles nur noch eine Frage der Zeit. Ja, so konnte man sich täuschen. Ein Irrtum! Einerseits wehrte Nadal alle Breakbälle ab, andererseits schoss sich der Russe quasi ins eigene Knie, als er alle Chancen verjuxte. In diesem Moment wechselte das, was die Amis so treffend Momentum nennen, von Medwedew zu Nadal. Von diesem Moment an wuchs der Tennis-Linkshänder, der von Geburt an eigentlich ein Rechtshänder wäre, dem Russen immer dann, wenn´s eng wurde, über den Kopf. Wäre der US-Open-Sieger, obschon optisch bei weitem nicht so erkennbar, kein Kämpfer vor dem Herrn, es wäre fortan noch schneller den Bach, besser: Center  Court der Rod-Laver-Arena, runter gegangen.

Man muss diesem unverwüstlichen Perpetuum Mobile namens Nadal höchste Anerkennung und größten Respekt zollen, dass und wie er sich am eigenen Schopf aus einer vermeintlich aussichtslosen Lage befreit und damit das ultimative Tennis-Ziel erreicht hat, den Olymp, auf dem er womöglich auch noch nach Paris oder für immer thront. Aber man muss auch vor dem nach einer 5 ½-Stunden-Schlacht geschlagenen Daniil Medwedew deshalb Hut ziehen, weil er nicht nur gegen Nadal kämpfte, sondern auch gegen ein ihm feindselig eingestelltes Publikum, das ihn immer wieder einschüchtern oder zu stören versucht hatte. Mit welch verbaler Grandezza das Medwedew nach der Niederlage überspielte, mit welch Fairness er die Größe der Allzeitgröße Nadal würdigte, ohne nach Ausreden aller Art zu suchen, das nötigte aller höchste Bewunderung ab.

Auch wenn er ein legendäres, denkwürdiges Endspiel verlor – die an Federball erinnernde Leichtigkeit des Spiels und der Schläge, die der Russe zweieinhalb Sätze lang ausgepackt und Nadal damit an den Rand des Ruins getrieben hatte, haben etwas vom Tennis von morgen zu tun. Was aber nichts am beispiellosen, letztlich siegreichen Fighting Spirit des Spaniers ändert, der auch deshalb immer wieder das Rad der Zeit zurückdreht, weil er nicht und nicht aufgibt. Er hat sich 21. Krone und Rekord verdient nach dem Motto: Ohne Schweiß kein Preis. Alles andere denn abwertend, sondern unvergleichlich …

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