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Die Goldbuben: Das hab´ ich von Papa gelernt und mei´m Schwiegervater g´schenkt

Kaum waren die ersten Enttäuschungen verdaut, schlug das rotweißrote Schneesport-Imperium schon in unseren Nachtstudien spektakulär zurück mit zwei Goldenen und einer Silbernen. Und wieder wurd´s ein Triumph der nimmermüden, offenbar zeitlosen älteren bis alten Kracher, die von Olympiade zu Olympiade, also im Vierjahreszyklus ihre Reife, Routine und Klasse sprechen lassen. Dreimal hintereinander Olympiasieger, zweimal Super G (2018, 2022), einmal Abfahrt (2014), das macht aus Matthias Mayer, bald 32, dem Sohn des Olympia- und WM-Zweiten Heli Mayer (1988 Calgary Super G/1989 Vail-WM, RTL ), einen der aller größten Skirennläufers aller Zeiten!

Einer, der einmal in einem Atemzug mit Sailer, Killy, Schranz, Klammer, Maier, Hirscher, Annemarie und Anna genannt wird! Und auf ihn trifft der Text eines alten Schlagers zu, der da lautete: Oh mein Papa. Oder noch besser: Das hab´ ich von Papa gelernt. Jawohl, weil der eher schweigsame Vater Helmut, damaliger Gendarm von Beruf, dem Buam nicht nur die ersten, sondern vor allem richtigen Schwünge auf der Gerlitzen oberhalb von Villach beigebracht hat. Als ganz Junger wurde der talentierte Punktesammler Heli vom Skiverband von Rennen zu Rennen gehetzt, in einer Saison waren´s einmal gar 48 in allen Disziplinen und Bewerben (FIS, Junioren-WM, Europacup) gewesen. Andere wären womöglich daran zerbrochen. Der Heli aber, bodenständiger Kärntner vom Scheitel bis zur Sohle, bewies Härte im Nehmen. Eine, die nicht nur einmal, sondern dreimal Goldes wert war. Mit ihm und seiner Frau wird sich auch „da Vota“ daheim in Afritz-Verditz freuen. Und die Hände reiben.

Benjamin jubelt übers Ziel aller Träume, im Olymp gelandet zu sein. Und für Mothl Mayer galt: Alles Gute ist Drei!

Nicht von Vaters Gene geerbt, sondern dem schwergewichtigen, wortgewaltigen und umtriebigen Schwiegerpapa geschenkt hat Benjamin Karl, bald 37jähriger King of the Snowboard, nach Bronze (2018) und Silber (2010) ganz sicher auch seine erste Olympia-Goldene. Jenem Werner Grissmann, der stets der knapp besiegte Klammer-Rivale gewesen war, als Halbzeitweltmeister nur ein Rennen (WM-Generalprobe 73) und nur eine WM-Medaille (Bronze 78) gewann – den ewigen Zweiten aber mit Galgenhumor solcher Art quittierte: „I hab´ net g´winnen können, weil ich nach der Zwischenbestzeit scho überlegt hab´, was i euch im Ziel sagen werd…“ So schnell war stets der Zorn des Rauchfangkehrer-Meisters aus Lienz verraucht…

Die Konsequenz, die seinem damals noch nicht Schwiegervater gefehlt hatte, die besitzt Benjamin „Benni“ Karl, obschon auch er kein Kind von Traurigkeit ist, sondern ein quicklebendiges Testimonial seines Sponsors, der ihm seit mehr als einem Jahrzehnt schon Flügel verleiht. Und vielleicht spielt´s auch eine Rolle, dass der King of the Board aus dem Flachland stammt, aus Wilhelmsburg südlich von St. Pölten, wo es brettleben ist, aber dafür nicht weit ins Mariazeller Land, zur Gemeindealpe und zum Ötscher. Wer weiß, ob aus Karl auch so eine Skikanone geworden wäre, die er jetzt als Perpetuum Mobile des Snowboards geworden ist, der am Abend seiner Karriere in der Peking-Kälte seinen zweiten Frühling nach fünf WM-Titeln mit dem ersten Olympiagold krönte. Eine unglaubliche Geschichte von zwei in die besten Jahre gekommenen Goldbuben, gegen die das Snowboard-Silber der Daniela Ulbing verblasst. Und wenn Gold so strahlend glänzt, dann sind die Flops von gestern keine Rede mehr wert. Das Peking-Rennen ist jedenfalls schon jetzt gelaufen. Immer wieder, immer wieder…. Nicht nur Österreich, das sich – frei nach dem Wienerischen – mit Mayer einen Karl macht. Und stolz darauf sein darf, dass es so schöne Familiengeschichten gibt. Und die müssen ja noch nicht zu Ende sein… 

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