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Strolz-Märchen, zweiter Akt: Sentimentaler, als die Polizei erlaubt

Kombi-Olympiasieger Johannes Strolz griff als Slalom-Halbzeitbester schon nach seinem zweiten Gold, um es schließlich gegen die Silberne zu tauschen. Wieder ein Spiegelbild zum Papa Hubert, der 34 Jahre davor ebenfalls Gold und Silber in Calgary gewonnen hatte. Und so gab´s im Reich der Mitte, fern der Heimat Warth am Arlberg, auch im zweiten Akt des Vater-Sohn-Strolz-Märchens ein Happy End wie aus dem Bilderbuch. Eines, das den Hubsi wie den Hannes zu Tränen rührte. Oder zumindest zu feuchten Augen und zu einem alemannischen Eingeständnis der Sprachlosigkeit, das da lautet: Was soll i säga? Angesichts seines Dienstes, dem er im Sommer in Dornbirn nachgeht, könnte man auch sagen: Eine Story, sentimentaler als es die Polizei erlaubt!

Fürwahr eine der unglaublichsten Geschichten, die je bei Winterspielen geschrieben wurde. Nicht nur der Duplizität des familiären Triumphes wegen, sondern auch der inzwischen vielzitierten Irrungen und Wirrungen halber.   Vom Ausgemusterten zum Musterknaben, der die rotweißrote Fahne mit Gold und Silber noch höher hielt in Peking als „Mothl“ Mayer, der Triple-Olympiasieger mit Bronze-Beigabe. Am Beispiel des fast schon verlorenen und jetzt hochgejubelten, hochdekorierten, aber bodenständigen und demütigen Skisohnes lassen sich zwei ganz wichtige Komponenten ablesen, die sozusagen von der Vorhölle in den olympischen Himmel führten.

Das innere Feuer, das noch immer oder erst recht in ihm loderte, als er aus allen Kadern geflogen war, wurde zu einem wichtigen Faktor, sein ganzes Herzblut in den Skirennsport zu stecken, den er über alles liebt – und für den er Geld opferte und auch körperlich ans Limit ging, um doch noch Ziele zu erreichen, die er sich als Junger gesteckt hatte. Diese bedingungslose Hingabe führte ihn auf teuren Umwegen zurück ins Team, zum Sensationssieg in Adelboden und nach Peking, wo er dann auf den Goldspuren des Vaters wandelte. Mit einem Kantenschliff, den er sich selbst auf den Head-Skiern besorgt hatte, die ihm Betreuerteam perfekt präpariert hatte. Und eine zweite Komponente war´s natürlich, dass er mit dem Olympiasieg im Sack eine mentale Stärke ausspielen konnte, die ihm half, die zweite Medaille zu gewinnen. Eine Silberne, die aus der Goldenen kam und nicht mehr – so die eigene Aussage – aus dem Überlebensdruck wie zuvor von Trainers Gnaden.

Das größte Lob für Johannes Strolz kam, wie könnte es anders sein, von seinem gerührten Vater, dessen Gene der Filius offensichtlich geerbt hat, sportlich wie menschlich, auf und abseits der Skipisten. Papa Hubsi im O-Ton: „Er ist Sportler mit Leib und Seele. Ich zieh´ den Hut vor ihm!“ Von Vater zu Sohn, von Gold und Silber zu Gold und Gold Silber. Wie gesagt – eine Story, die sentimentaler, emotionaler und empathischer ist, als es die Polizei erlaubt. Zurück bleibt die Frage, ob der jetzt schon erfolgreichste heimische Olympionike von Peking auch noch im Team-Event um eine weitere Medaille fahren darf/soll/muss. Womöglich sogar wieder eine aus Gold. 

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