Es ist passiert, von dem niemand auch nur zu denken gewagt hatte, dass es geschehen könnte. Was dem Salzburger in seinen zehn besten Rennfahrerjahren mit Ausnahme einer Fraktur (Hinterstoder 2011) erspart geblieben war, das traf den Neo-Skiholländer Marcel Hirscher wie mit einen Keulenschlag, kaum dass er das eher misslungene Comeback nach fünfjähriger Pause gestartet hatte: Schlechter Schwung im Training auf der Reiteralm, nicht gestürzt, aber offensichtlich falsch gedreht, vorderes Kreuzband gerissen! Das Herzensprojekt endete auf dem OP-Tisch…
Noch regiert mit dem Ex-Superstar als Verletzungsopfer auch im ganzen Hirscher-Team der Schock über ein Unheil, das a priori ausgeblendet worden war. Was hei0t das jetzt für die nahe Zukunft der „deerischen“ Ski, für die ja der Mastermind als bester aller Testpiloten und Entwicklungshelfer jetzt für Monate oder gar für immer ausfällt? Schwer zu sagen außer der Tatsache, dass uns der Bullen-Skistall künftig mit täglichen oder wöchentlichen medizinischen Bulletins beliefert, wie es um den Heilungsprozess von Marcel steht …
Ein Stichwort. Zumindest mental sollte Hirscher davon geheilt sein, dass es trotz bester Fitness eben doch nicht so einfach ist, nach einem halben Jahrzehnt als Mittdreißiger das Rad der Zeit s0 zurückzudrehen, als hätte sich nichts geändert – weder körperlich noch puncto Technik noch puncto Material. Irgendwann macht auch ein bestens trainierter Körper nicht mit. Die Natur lässt sich bei allem Ehrgeiz und vermeintlicher Unantastbarkeit schwer bezwingen. Nicht einmal für einen, der achtmal den Weltcup gewann.
Wenn Hirschers schmerzhaft -brutal gestopptes Comeback kein Alarmsignal auch für Lindsey Vonn und andere Comeback-Süchtige in höheren Jahren war, das Schicksal nicht allzu sehr herauszufordern, was dann? Mir ist schon bewusst, dass angesichts der eher schmalen Breite an weltweit bekannten Pistenartisten die Versuchung und Verlockung groß ist für Ausrüster, Sponsoren und Veranstalter, selbst Kapital aus Sensations-Comebacks zu schlagen – nichtsdestotrotz frage ich mich, wo sich eine (FIS) Kontrollinstanz findet, die vor allem bei älteren Semestern, so gut sie sich auch präsentieren und verkaufen, erst nach einem Härtetest grünes Licht für das Spiel mit dem Risiko gibt. Man soll, kann und darf auch Comebacks nicht übers Knie brechen. Frag nach bei Marcel, wie schnell: Alles Hirscher vorbei war. Mein Herzenswunsch: Vorbeugen ist jedenfalls besser als nachträglich zu heulen.