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Abschied von Anderl Molterer, dem großen Skistar und Mann mit Herz

Als Kitzbühel heute mit einer Seelenmesse in der Stadtpfarrkirche Abschied nahm von Anderl Molterer, einem der größten Ski-Söhne der Stadt, ließ der Wettergott buchstäblich den Winter hereinschneien. Wer nicht erkrankt war wie Hias Leitner, einer seiner alten Freunde aus dem Weißen Wunderteam der 50er-Jahre, oder anderwärts verhindert und entschuldigt wie ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober oder Generalsekretär Christian Scherer, erwies dem Weißen Blitz aus Kitz die letzte Ehre.

Wie der 91jährige, nur um ein halbes Jahr jüngere Ernst Hinterseer, der 1960 in Squaw Valley jenes Gold gewann, das dem Anderl zeit seiner unglaublichen Karriere mit neun Hahnenkamm- und fünf Lauberhorn-Siegen verwehrt geblieben war. Wie Karl Schranz, der demnächst den 85er begeht. Wie Harti Weirather, der die jüngere -Weltmeister-Generation vertrat. Und natürlich die Laudatoren von Michael Huber, dem Kitzbüheler Ski-Club-Präsidenten, über Bürgermeister Klaus Winkler, den Tiroler Ski-Boss Janovsky bis zum Stadtpfarrer Michael Struzynski, seines Zeichens vom Vatikan als „Ritter der Gnaden“ geehrt, kurz Monsignore ab seinem 65er.

Jeder der Redner wusste was Spezielles über den Andreas Molterer, dessen Vater im Krieg gefallen war – und der Zimmermann lernte, weil man da im schneereichen Winter nicht arbeiten musste, dafür aber als Skilehrer sein Körperlgeld verdienen konnte. Und so kam´s, dass der kleine, drahtige, aber wendige Anderl erst mit 18 sein erstes Skirennen bestritt. Aber er kam, sah und siegte auf Anhieb mit 19. Mit 20 wurde er in Sestriere hinter Zeno Colo, einem von nur fünf Abfahrern, die Olympiasieger und Weltmeister wurden, derart beeindruckender Zweiter, dass dem Italiener der Ausruf entfuhr: Mamma Mia!

Ja, der Anderl war was Besonderes, nicht nur als Skistar, sondern auch als Mensch, den nie der Neid fraß, vielmehr Freundschaft und Hilfsbereitschaft, Gebote der Nachkriegszeit, auch oberste Gebote waren. Ja, das war er, der Kitzbüheler, der 60 lange Jahre als Auslandstiroler und Wahlamerikaner mit seiner Lebensgefährtin Kay in den USA lebte, als Sportartikelhändler bis 1987 in Aspen, dann in Florida und schließlich in der Kay-Heimat Nashville. Als sie im Vorjahr starb, verließ er heuer im Juli die Staaten, um heimzukehren in die Geburtsstadt, die er ja nicht nur zum Hahnenkammrennen immer wieder besucht hatte.

Der Monsignore erzählte dann eine Geschichte von zwei (Reise)-Studenten, die beschrieb, welch ein Pfundskerl der Anderl war. Sie waren zu ihm ins Sportgeschäft in Aspen gekommen, wären so gerne Skifahren gegangen, hätten aber nichts dabei und zu wenig Geld, um sich auszustaffieren. Anderl habe nicht gezögert, sie mit Ski- und Ski-Utensilien zu versorgen.

Ein Mann und Mensch mit Herz, das zu schlagen  aufgehört hatte, bevor ihm Kitzbühel den Ehrenring der Stadt in einer Feier übergeben konnte. Das Dokument war vor Urne und vor Altar aufgebaut. Dass einer wie Molterer, der den Ruf von Kitz wie Österreich in die Welt, sprich: Amerika getragen hat, im Gegensatz zu manch vergoldeten Funktionären und Nobodys nur das Silberne Ehrenzeichen der Republik bekam, steht auf einem anderen bürokratischen Blatt. Anderl war´s schnurzegal. Pfiat d´Gott.

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