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Abseits der Adler eröffnet ein Oranje-Loipensteirer rosige Zukunftsperspektiven

Knapp vorbei ist auch daneben. Die rotweißroten Adler trumpften zwar auf ihrer Problemschanze mit einem Trio unter den Top 6 und einem Quintett im ersten Dutzend groß auf, verpassten aber mit dem 38jährigen, offenbar ewig jungen Olympiazweiten Manuel Fettner das Podest im Neujahrsklassiker von Garmisch-Partenkirchen. Und wenn weder Kobayashi noch Wellinger am Bergisel oder in Bischofshofen patzen, dann müssten vier Kraft-Akte her, um noch um den Tournee-Sieg mitzumischen. Der ging trotz Oberstdorf-Triumph auch Comeback-Eva, der Sportlerin des Jahres, in der MkniTournee leider um ein Alzerl durch die Lappen…

Nichtsdestotrotz aber bleibt das Jammern auf höchstem Niveau, von dem vor allem mannschaftlich die alpinen Skistars erst recht ohne Marco Schwarz aktuell ganz schön weit entfernt sind. Auch wenn´s weder mit einem Sieg noch einem Podest am letzten Tag des alten und am ersten Tag des 24er-Jahres geklappt hat, so sind es die nordischen Skisportler ebenso wie die Snowboarder und die Freestyler, die in diesem Winter die ÖSV-Fahnen besonders hochhalten.

Und eher unbeachtet beginnt sich Mika Vermeulen, 24jähriger Steirer aus der Ramsau mit elterlichen Oranje-Blut in den Adern, als männliches Gegenstück zur Präsidententochter Teresa Stadlober zu einem der wenigen Langlauf-Jäger der Norweger, Schweden und Finnen zu entwickeln. Kaum erholt von einer Verkühlung, die ihn noch zu Beginn der Tour de Ski, Langlauf-Pendant zur Vierschanzentournee, etwas eingebremst hatte, stürmte der Jung-Twen im 30km-Rennen in Toblach als Neunter unter die Top 10, nur etwa 15 Sekunden hinter dem Sieger – einem Norweger, versteht sich auch in Abwesenheit des alle und alles überragenden Johannes Klaebo von selbst.

Klaebo, das ist ein wichtiges, um nicht zu sagen: richtiges Stichwort. Der seit Kindesbeinen an von seinem Langläufer-Vater Vincent trainierte Mika, der einst Juniorenweltmeister in der Nordischen Kombination gewesen war, ehe er auf Schanzen zugunsten Loipen verzichtete, hat sich nicht nur mit Klaebo angefreundet – er orientiert sich seit geraumer Zeit am 5-fachen Olympiasieger und 9-fachen Weltmeister! Mehr noch, der junge Mann verbringt jetzt so viel Trainings- und Rennzeit im Jahr wie sein Vorbild, in dessen Spur er einmal gleiten will.

Im O-Ton, wie man nachlesen kann, hat Vermeulen kompromisslos gemeint, er wolle und werde sich nicht damit begnügen, die Nummer 1 im Loipen-Mittelmaßlande zu sein, sondern wolle so hart arbeiten wie die Besten, um selbst einmal zu den Besten der Welt zu gehören. Ob das damit zu tun hat, dass er aus einer aus dem Flachland zugewanderten Familie stammt, darüber kann man höchstens spekulieren. Wichtig ist, dass es endlich wieder einen heimischen Langläufer gibt, der für Topfresultate sorgt wie einst unter jenem Walter Mayer als Cheftrainer, der noch immer als Gottseibeiuns hingestellt wird, obschon er von einem italienischen Gericht schon vor mehr als 10 Jahren vom Vorwurf des organisierten Dopings freigesprochen wurde.

Der Ramsauer Vermeulen war nicht einmal noch geboren, als das ÖSV-Quartett in der Ramsau im Februar 1999 sensationelles Staffelgold geholt hatte, die Mayer damals mit dem legendären Satz quittierte: „G´wonnen ham´s, de Trotteln!“ Was ja über Doping-Skandale hinaus insofern stimmt, dass man wie ein Verrückter trainieren und alles andere dem Erfolg opfern muss. So, wie es Vermeulen bereit ist zu tun. Toller Neujahrsansatz.

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