Wer nicht begeistert war von unseren EM-Goldfischen, sofern er sie im ORF-Sport+ live verfolgt hat, dem ist nicht zu helfen. Das waren zwei total unterschiedliche Kraftakte, weil man bei 400m-Kraul-Europameister Felix Auböck trotz Rekordzeit den Eindruck der Leichtigkeit des Seins vermittelt bekam, während der Schlusskrauler der Staffel, Heiko Gigler aus Spittal an der Drau, auch rien optisch bis über die Grenzen der Belastbarkeit das Wasser zu prügeln schien. Unvergessliche Impressionen, garniert mit der Bundeshymne, was wie auch bei den Euro-Kickern absolutes Gänsehautfeeling erzeugte. Zumindest bei meiner Wenigkeit.
Weil vom Fußball die Rede ist, mache ich jetzt einen gedanklichen Rösselsprung zu einer ganz anderen, noch klassischeren, der vielleicht klassischsten aller Sportarten – zum (Kunst) Turnen, wie wir dazu noch in der Schule sagten und nicht Bewegungslehre, so nebenbei. Was aber soll Kicken mit Turnen und dem (Felg) Aufschwung zu tun haben, den wir Österreicher: Innen zuletzt eher unbeachtet von weiten Teilen der Öffentlichkeit gemacht haben mit Medaillen, Weltcupsiegen und auch Olympiaqualifikationen? Weil es Turnkinder sind, in deren Adern das Blut von ehemaligen Fußballgrößen rinnt – oder von anderen Sportlerinnen, die Medaillen gewonnen haben!
Vor kurzem erst haben wir Charlize Mörz abgefeiert, jenen Teenager aus Mattersburg, dessen Vater bei eben diesem später zu Grunde gerichteten Fußball-Verein so gut gespielt hat, dass er mehrmals ins Nationalteam berufen wurde. Und das Töchterl hat Turngeschichte geschrieben mit dem ersten Weltcupsieg einer Österreicherin gegen eine Vizeweltmeisterin und eine Olympiaritte. Und mit der Qualifikation für das Olympiaturnen in Paris.
Und dass die Zukunft dank ehemaliger Sportgrößen im Turnen längst eingesetzt hat, das hat spätestens am vergangenen Wochenende bei der U13-Meisterschaft in Traun ein kleines Fräulein mit einem Namen demonstriert, mit dem nur wir alten Gacker etwas anfangen können. Larissa Szanwald (Foto), die im Einzelmehrkampf mit vier Punkten Vorsprung ebenso gewann wie am Boden, am Stufenbarren, am Schwebebalken, im Sprung und mit der Mannschaft, ist das Urenkel des ehemaligen Sportclub-, Austria-, manchmal auch Teamtormanns Rudi „Samba“ Szanwald, der später auch Tormanntrainer war und in der für viele Junge unvorstellbaren Nachkriegszeit in eine Schmuggelaffäre verwickelt war, die Jahre später nicht einmal der Rede mehr wert war. Damals, als man mit Fußball boch keine Häuser, geschweige denn Milliarden verdienen konnte, hat der schöne Rudi schöne Schuhe im Geschäft auf der Hernalser Hauptstraße verkauft. Mit dem lke anderen überragenden Urenkerl, der man großes Potenzial bescheinigt, ist sein Name wieder im Geschäft.
Nicht zu vergessen ein Mädchen, das die artistische Gene von Frau Mama und dem Onkel Jürgen hat – Helene Richter, Tochter von Anja und Nichte von deren Bruder Jürgen Richter, den Medaillen- und Titelsammler/innen im Wasserspringen. Jetzt steht zu hoffen, dass es zu weiteren, atemberaubenden Salti vorwärts und Mehrfach-Überschlägen in Richtung Weltklasse kommt, damit die Österreicher: Innen merken, dass sich heimische Talente auch in anderen Weltsportarten mit der Spitze messen können.