Fussball

Alaba und die Angst, das Comeback im Wettlauf mit der Zeit übers Knie zu brechen

Das erste Rennen hat Österreich gewonnen. Ja, so zynisch könnte man das sagen, was die Kreuzband-Operation von David Alaba betrifft. Er gehört zwar als einer der Stars zum hochbezahlten Weißen Ballett des Rekord-Europacupsiegers Real Madrid, aber bei allem Respekt vor ihrer Reputation hatten die spanischen Mediziner gegen Rotweißrot das Nachsehen.

Fast auf Befehl der nicht mehr ganz so grauen, sondern eher kahlen Eminenz seines früheren Bayern-Klubchefs Uli Hoeneß, aber auch auf eigenen Wunsch zog es David Alaba vor, sich … nein, nein, nicht in München beim einstigen, inzwischen in die 80er-Jahre gekommenen, medizinischen Bayern-Guru Müller-Wohlfahrt, sondern in Innsbruck; besser: Klinik Hochrum, wo Skistars aus- und eingehen, unters Messer zu legen. Nicht bei irgendwem, sondern bei jenem auf Knie-OP´s spezialisierten Doktor Christian Fink, der eher die Hoffnung auf eine Euro-24-Teilnahme in Frage statt in Aussicht gestellt hatte, womit er einen ziemlich großen Spielraum zwischen Sensationsheilung im Eiltempo und realistischer Norm ließ.

Was rund um das lädierte und schon operierte Knie der Fußballnation medial alles an Reha- und Comeback-Spekulationen angestellt wurde, das hat schon jede Menge an Sendezeiten, Zeitungsspalten und Online-Portale gefüllt, ganz so, als wäre das heimische Fußballteam ohne den 31jährigen Wiener mit nigerianischen Wurzeln sowohl führungs- als auch chancenlos im kommenden Juni beim deutschen Nachbarn, wenn´s ganz sicher gegen Vize- und Exweltmeister Frankreich und Exeuropameister Holland geht.

Jetzt bin ich weniger gespannt, wie der Heilungsprozess verläuft, was ja aktuell niemand einschätzen kann, ich warte aber fast schon (sehn-)süchtig darauf, dass uns irgendeine Plattform oder sonstige platte Form einen Blick durchs Schlüsselloch gewährt, damit auch wir ein bisschen einen Anteil am Leiden des nicht mehr ganz so jungen Wertgeschätzten nehmen können.

Herz und Schmerz, die beiden Wahlverwandten, gehören bekanntlich zu den besten Stoffen, aus dem auch Träume sind. Mit der, wie uns verraten wurde, erfolgreichen Knie-Operation hat der Countdown zum Comeback schon eingesetzt, aber wirklich spannend wird´s ja erst in paar Monaten, wenn das Rennen gegen die Uhr mit Final Countdown beginnt.

Bis dahin dürfen wir uns auf jede Menge an medizinischen Bulletins und Ferndiagnosen freuen, die nicht nur zwischen Hoffen und Bangen, Zuversicht und Pessimismus pendeln, sondern sich mitunter auch gerne binnen 24 Stunden widersprechen.

Aber schon der deutsche Altkanzler Konrad Adenauer hat ja einst gesagt, dass ihn das Geschwätz von gestern nicht kümmert. Und daran hat sich, das wird uns täglich aufs Neue gezeigt, nichts geändert.  Bleibt nur die vage Hoffnung, dass Alaba das nächste Rennen gewinnt, ohne die Rückkehr übers Knie zu brechen…

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