Unsereins hat einst in der Nacht den Wecker gestellt, um keinen Kampf von Cassius Clay vulgo Muhammad Ali, Joe Frazier oder später noch Mike Tyson zu verpassen. Ja, unsereins durfte den legendären Ali lange vor seinem ebenso legendären Herz-Schmerz-Auftritt bei Hubert Neupers „World Sports Award oft he Century“ in der Staatsoper (1999) auch dreimal live an der Ringseite erleben – gegen Smoking Joe Frazier (1971) im Madison Square Garden, gegen den überforderten Europameister Jürgen Blin (D) in der Örlikon-Arena in Zürich (1973) und schließlich als mitleiderregenden „Punchingball“ gegen seinen Ex-Sparringpartner und Nachfolger als Champion aller Klassen, Larry Holmes, in Las Vergas (1981)!
Ja, das waren, ob so oder so, noch Box-Zeiten, bei denen man sich Nächte um die Ohren schlug. Als die Klitschkos und Maskes mit der „deutschen“ RTL-Welle so etwas wie eine Retorten-Renaissance einleiteten, köchelte das Interesse am Profiboxen noch auf Sparflamme, ehe es zumindest bei mir ziemlich erlosch. Die Namen Fury, der den Tyson nur im Vornamen trägt, oder Wilder, der nie so berühmt wurde wie der legendäre Filmregisseur, und zuletzt Joshua, gingen zumindest bei mir bei einem Ohr rein und beim anderen wieder raus. Lag´s daran, dass sich (Profi-)Boxen in Zeiten wie diesen überlebt hat? Oder daran, dass diese Typen niemanden mehr jucken, weil sie eben nichts an sich haben, was sie womöglich zu Außergewöhnlichen macht?
Wenn sie mich fragen, so hege ich da angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung und auch seiner wegen schillernden Person meine Zweifel, ob aus ihm ein „Aleksander der Große“ wird, dem die Box-Fans so nachlaufen wie einst einem Muhammad Ali oder einem animalischen Typ wie einem Mike Tyson, der notfalls, wenn die Fäuste nicht mehr reichten, auch Biss zeigte. Darum sind auch seine Kämpfe nicht so an mir vorbeigegangen wie diese Box-WM in London, die mir einen Namen beschert hat, der mir vordem nicht bekannt oder gar geläufig war. Andere Zeiten, andere Interessen.