Wir müssen trotz des teils unerwarteten Medaillensegens bei dieser Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm neidlos akzeptieren, dass uns die Eidgenossen sportlich als Nummer 1 abgelöst haben, das hätte ihr Happy End mit zwei Slalom-Goldenen plus Silber am finalen Wochenende nicht spektakulärer dokumentieren können. Aber ebenso neidlos hat ja, wie schon gestern geschrieben, ihr Skipräsident und Exweltmeister Urs Lehmann neidlos bis bewundernd gesagt, dass wir Österreicher fast unschlagbare Gastgeber und weltmeisterliche Veranstalter waren, die sich – wenn es so etwas gäbe – in einem Gault Millau oder Michelin als WM-Guide fünf Sterne oder gar einen sechsten als Bonus verdienen würden.
Auch wenn viele der Zig-Tausenden an Fans ganz schön viel An- und Abreisestrapazen auf sich nehmen mussten, um mit Shuttle-Diensten in den Glemmtal-Schluss befördert und wieder zurück zu werden, so erwiesen sie sich als wahre Stimmungskanonen für die mehr oder weniger bekannten Skikanonen aus oder für 88 Länder. Gerade in mehr als nur unsicheren Zeiten wie diesen erlebte die Hinterglemm über alle sportlichen Rivalitäten hinaus ein Ski-Fest wie aus dem Bilderbuch. dem mit einem kurzen Regen und schnee-Tief die Sonne wie vor 34 Jahren lächelte. Alles getreu dem teutonischen Leitspruch, der lautet: Friede, Freude, Eierkuchen.
Ja, nirgendwo sonst auf und in der Welt werden Top-Events derart inszeniert und zelebriert wie hierzulande, der Wiege des Skisports, da können, wenn überhaupt, nur Adelboden und Wengen halbwegs mithalten, ohne an Kitzbühel, Schladming oder WM´s in St. Anton oder Saalbach heranzukommen. Wer die euphorisierten, rotweißrote Fahnen schwingenden, selbst dann, wenn sie etwas illuminiert sind, in der Regel immer noch friedfertigen Fans vor Augen hat, der muss die heimischen Sport- und Ski-Granden in die Pflicht nehmen, alle möglichen Vorsorgen zu treffen und Voraussetzungen zu schaffen, damit wir in den kommenden Jahren nicht nur Weltmeister im Veranstalten und Zuschauen sind, sondern auch mit den sportlichen Next-Generations im Skirennlauf wieder den Ton mit künftigen Champions angeben.
Oder andersrum: Nichts wäre fataler, als sich auf den Lorbeeren der sieben schönen Medaillen dieser alles in allem fabelhaft abgelaufenen Weltmeisterschaft auszuruhen. Jetzt erst recht gilt die Devise: Analysieren, dann handeln, Konsequenzen ziehen, Zügel straffen, Brotkorb höher hängen, Siegeshunger fördern. Wenn nicht, könnten wir – nicht zuletzt deshalb, weil wir da und dort Erfolge in meist alles andere denn selektiven Europacuprennen überschätzen, schneller als gedacht unsanft geweckt werden. Nichts verhallt so schnell wie Jubel, wenn ihm Pleiten folgen…
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