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Am Black Sunday, als ein 41jähriger zur rotweißroten Ehre bretterte

Wäre da nicht ein 41jähriger, der fern der Heimat im südlichen Ural an der Grenze Europas zu Asien die rotweißroten Fahnen hochgehalten hätte, dann … Ja, hätten da nicht am Tag nach der totalen RTL-Pleite die Brettartisten im Parallelslalom in Russland mit dem zum 20. Mal siegreichen Evergreen Andi Prommegger  zu Dritt unter den Top Vier aufgetrumpft, dann … ja, dann hätte der ÖSV von einem Black Sunday sprechen müssen, weil an diesem Sonntag fast alles schief ging, was schief hätte gehen können. 

Mehr noch, es war ein Sonntag, an dem unsere hochgehandelten und auch hochgejubelten Pistenartisten der Ski-Großmacht keine Ehre einlegten, sondern eher – hört man aufs Fußvolk – Schimpf und Schande bereiteten. Nicht nur, was den Weltcup betrifft, sondern auch die Nebenfronten der zweiten Ebene, an denen es kein Podest und dürftige Resultate gab. Hast kein Glück, kommt auch noch Pech dazu, oder? So einfach, meine ich, darf man´s nicht machen, ohne deshalb gleich als Nestbeschmutzer, Negativist oder was immer abgekanzelt zu werden.

Natürlich kann passieren, was zweimal in St. Moritz beim Super-G der Damen passiert ist, wo einmal die Kreuzband-geschädigte Ariane Rädler, das zweite Mal die arrivierte Ramona Siebenhofer mit 5. Plätzen einen Super-Gau gerade noch verhinderten. Natürlich kann auch passieren, was beim Herren-Slalom auf dem extrem steilen, extrem schweren Face-de-Bellevarde-Hang passiert ist, wo der Vortagsdritte im Riesenslalom, Manuel Feller, nach seinem Aus im zweiten Lauf eine Bonjour Tristesse mit Platz 14 (Gstrein) als „Topresultat“ hinterließ.

Und dieser Fabio Gstrein aus dem Ötztal, einst als Star von morgen angekündigt, konnte gerade noch den Spanier Salarich um einen Wimpernschlag hinter sich lassen. Ganz zu schweigen vom runderneuerten Belgier Armand Marchant, der vier Jahre nach seinem Auftauchen in Val d´Isere (18.) und einer Reihe von erst verpatzten, dann korrigierenden OP´s nach einem 5. Platz in Zagreb nun auf der schwierigen WM-Piste 2009 als Siebenter das zweitbeste belgische Slalomresultat herausholte. Und hätte er sich nach Riesenvorsprung am Ende eingebremst, womöglich wäre er aufs Podest gekurvt. Ein echter Belgier, der uns um die Ohren fährt. Hurra!

Marchant vom Flachland-Exoten zum Podestkandidaten, Sieges-Evergreen Prommegger, Rettungsengel Rädler.

Und wenn wir vorerst beim Weltcup bleiben, so seien der Reihe nach die enttäuschenden Sonntags-Resultate aufgezählt. Beim zweiten Springen in Klingenthal wurde Vortagssieger Kraft nur 26., Aschenwald als bester Österreicher vor Fettner nur Zehnter! In der Nordischen Kombi in Otepää (Estland) schaffte es nur Doppelweltmeister Lamparter (6.) unter die Top 6, beim Langlauf in Davos kam Präsidententochter Teresa Stadlober über Platz 20 nicht hinaus und der frühere NK-Star Mika Vermeulen (31.) lief als Neo-Spezialist in der Loipe ebenfalls hinterher. Und nicht viel besser erging´s den Ski-Crossern, die in Val Thorens mit den Entscheidungen wenig bis nichts zu tun hatten. Einmalige Ausrutscher, die das Bild verzerren? Oder haben die Bilder, die uns manch Top-Resultat vor allem aus Nordamerika vorgaukelte, doch nicht ganz in den vorbereiteten Rahmen gepasst?

Höchst nachdenklich, wenn ich mir erlauben darf, stimmen mich die mitunter ernüchternden Europacup-Resultate, die sich – Ausnahmen a la Lukas Feurstein, der jetzt verletzt lange ausfällt, bestätigen eher die Regel – ständig wiederholen. Nicht nur am Black Sunday, an dem ein 4. Platz (Nina Astner, RTL Andolo) und Platz 7 (Niklas Köck, Sprint-Abfahrt Santa Caterina) das höchste der Gefühle waren. Aber wer weiß, vielleicht braucht bei uns gut Ding mehr Weile als anderswo.

Für Andi Prommegger, der sich Jahr für Jahr verjüngt, scheinen solche Gesetze offenbar nicht zu gelten. Der 41jährige ist kein Spätzünder, weil er schon 2006 bei Olympia in Turin als Mitfavorit am Start war, ehe er 2008 sein erstes von nun 20 Weltcuprennen gewann. Für ihn kann Olympia kommen – er hat nach achten und neunten Plätzen mit den Spielen noch eine Rechnung offen. Zeit, sie endlich zu begleichen. Für ihn, so paradox es klingen mag, beginnt 2022 die Zukunft noch einmal. Wie es um manch andere ÖSV-Stars steht, müssen die nächsten Rennen im alten wie neuen Ski-Jahr zeigen.

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