Tennis

An welthistorischem Tag lieferten Österreicher nur winzige Fußnoten der Tennisgeschichte

Man musste darauf gefasst sein in ihrem biblischen Alter – und trotzdem hielt die Welt den Atem an, als die Nachricht vom Tod der Queen kam, der für mich zumindest omnipräsenten englischen Königin Elizabeth II., die länger als alle anderen Monarchen regierte. Aber das Leben geht weiter, der Übergang war sozusagen nahtlos, denn mit ihrem Ableben wurde ihr inzwischen 73jähriger Sohn Charles als Kronprinz von einer Minute zur anderen der legitime Nachfolger, dem Protokoll nach automatisch zum King of the United Kingdom and 14 Commonwealth Nations. Am Tag, als sich dieser ganz natürliche Machtwechsel vollzog, rückten alle anderen Ereignisse in den Hintergrund, sie schrumpften zu Bagatellen in der Relation zur Regentschaft einer außergewöhnlichen Person und Persönlichkeit, die sich selbst unter Gegnern der Monarchie höchsten Respekt verschafft hatte.

Darum sind eben heute auch alle sportlichen Ereignisse nur  winzige Fußnoten der Geschichte, selbst dann, wenn Sportgeschichte geschrieben werden sollte. Reden bzw. schreiben wir dabei aber nicht über die Europacup-Mickey Mouse, die Conference-League heißt. Reden und schreiben wir nicht über die US-Open im Tennis, sondern befassen wir uns mit der zweiten Tennisebene, sprich: dem Challenger in Tulln an der Donau, den noch Ronnie Leitgeb für seinen Sohn Flo(rian) konzipiert hatte, der jetzt ebendort als Turnierdirektor das Zepter schwingt. Er hat, auch des folgenden Daviscups wegen, nicht gekleckert, sondern mit einem provisorischem Kleinstadion fast geklotzt, also einen tollen Rahmen hingestellt, dessen (Un)Kosten die heimischen Spieler bei objektiver Beurteilung leider doch nicht (ganz) gerecht geworden sind.

Wenn gerade ein Duo das Viertelfinale (siehe Foto Ofner, links, und Rodionov) erreicht hat, davon einer durch einen Achtelfinalsieg gegen einen anderen Österreicher, dann kann man bei Gott nicht von einem tollen Auftritt der Thiem-Weggefährten oder eventuellen Nachfolger des zweiten heimischen Grand-Slam-Turnersiegers sprechen. Zumindest im Einzel also hat es kein einziger Österreicher unter die Top Vier geschafft, wofür man dem tüchtigen Leitgeb-Sohn keinen Vorwurf machen kann. Immerhin hat er die einzig echte Zukunftshoffnung, den mittlerweile in der Südstadt stationierten Vorarlberger Joel Schwärzler, seines Zeichens U16-Europameister, nach Tulln geholt, um einmal Challenger-Luft zu schnuppern, die für ihn noch ganz schön rau war. Nichtsdestotrotz ist´s eben dieser Nachwuchschampion, der Hoffnungen macht, dass Österreichs Tennis irgendwann auch in der Beletage über ein Heim-Sensationsfinale in Kitzbühel hinaus nicht nur wieder vertreten, sondern auch salonfähig ist.

Aber mit allzu verfrühten Vorschusslorbeeren sollte man dabei eher vorsichtig umgehen, das hat sich ja zuletzt auch am Beispiel des Austro-Kroaten Filip Misolic bestätigt, der in der US-Open-Qualifikation in der 2. Runde und in Tulln gar schon zum Auftakt am ehemaligen Jugendstar und der letztlich unerfüllten Hoffnung Lucas Miedler scheiterte. Der Plan, den mehr oder weniger jungen Österreichern mit heimischen Challenger-Turnieren ein Sprungbrett für Höheres zu bieten, ist natürlich theoretisch eine gute Idee, diese Chancen aber auch gut zu nützen, ist wieder eine Frage von Klasse, Können, Fitness und Selbstvertrauen.

Daran aber, das wage ich zu behaupten, mangelt es so gut wie allen, die einst mit Dominic Thiem aufgewachsen, aber irgendwann irgendwie aus welchen  Motiven immer steckengeblieben sind oder aber hin und wieder Eintagsfliegen geliefert haben. Und deshalb werden sie nicht nur am Tag, an dem die einzigartige Queen für immer die Augen schloss, nicht einmal klitzekleine Fußnoten der Tennisgeschichte bleiben. Das wage ich zu behaupten, auch wenn ich dafür verflucht werden sollte. Aber wer will schon gern die Wahrheit hören, wenn sie wenig Licht ins Dunkel bringt und alles, nur kein Schlaraffenland verspricht?

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