Aus und vorbei. Beim Regen in die Traufe. Nicht alles, aber fast alles ist damit Makulatur, was vordem geschrieben, gesagt, prophezeit, statistisch mit dem obsoleten 6;1 im Test gegen die gleichen, aber doch ganz anderen Türken belegt wurde. Statt immer wieder heißt´s seit diesem bitteren 1:2 gegen die Türkei in Leipzig jetzt zumindest bei dieser Fußball-Euro 2024 auf Nimmerwiedersehen Österreich. Statt Jubelstürmen gab´s Tränenströme, statt der Tage, so wunderschön wie heute, einen Abend voller Katzenjammer.
Woraus sich angesichts der fast schon von Staatswegen angesagten Euphorie die Frage stellt: Wie sag ich´s meinem Kinde, ohne es anzulügen, was ja eine unserer heimischen (Medien) Spezialitäten seit Jahrzehnten ist, unglückliche Niederlage in moralische Siege zu verwandeln? Zurück bleibt dann mit dem letzten Eindruck und als tröstendes Pflaster ganz sicher der Refrain, dass wir erhobenen Hauptes und voll Stolz auf unsere doch nicht ganz so tollen Wunderknaben und den ebenso tollen Wunderwuzzi-Trainer schauen und sie trotz allem hochleben lassen, obschon ein Aus im Achtelfinale der Euro 2024 nicht ganz, aber fast identisch ist mit dem Aus im Achtelfinale der Euro 2021 (statt 2020) mit dem kleinen Unterschied, dass wir diesmal Vorrunden-Gruppensieger waren, damals aber erst in der Verlängerung gegen den späteren Europameister Italien ausgeschieden sind.
Das sind die Fakten, die ja von den TV-Statistik-Freaks immer wieder strapaziert werden. Dass wir diesmal aber noch besser gespielt und – man sollt´ nicht vergessen, dass auch 2021 das Fußballfieber ausgebrochen war – alte wie neue Fans, ja ein ganz Land, türkische Migranten natürlich nicht gerechnet, noch mehr begeistert haben als vor drei Jahren, das findet sich wieder in anderen statistischen Aufzeichnungen. Wie etwa beim Bullen-Sender Servus, der den ORF mit Drum und Dran, welches er servierte, ganz schön alt, ganz schön steif und ganz schön politisch korrekt aussehen ließ. So alt, dass ich aus berufenem Mund gehört hab, dass ein ziemlich klein geratener Experte das Küniglberg-Studio dann verließ, wenn es Servus Euro hieß – nicht aus Missgunst, sondern angeblich deshalb, weil er sich keinen Nazi-Sender anschaut….
Wie auch immer, es sind auch alle Vergleiche mit früheren ÖFB-Teams hinfällig, die ja sowieso miteinander anderer Voraussetzungen, anderer Modalitäten, anderer Zeiten und anderer Bewerbe nicht vergleichbar sind. Als ich kürzlich eine Cover-Story sah, in der das 3:2 gegen Holland über das 3:2 von Cordoba 78 gestellt wurde, obwohl wir diesmal nur im Euro-Achtelfinale standen, damals aber im WM-Viertelfinale den Titelverteidiger Deutschland eliminierten, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Ganz zu schweigen, dass wir vor genau 70 Jahren nach drei Siegen (Schottland, CSSR, Schweiz) und der 1:6-Pleite mit dem 3:1 gegen den Titelverteidiger Uruguay mit Weltstars a la Santamaria oder Schiaffino die bisher einzige Bronzemedaille im Fußball errungen haben mit Legenden wie Happel, Hanappi, Ocwirk, Wagner, Probst und Konsorten.
Wenn schon so viel von Geschichte gefaselt wird, dann möchte ich schon der guten Ordnung halber frei nach dem unverdächtigen Bruno Kreisky darum bitten: Lernen Sie Sportgeschichte! Schade nur, dass wir jetzt die zuvor gegen Polen und Holland so mitreißenden Österreicher nicht mehr sehen, weil sie viel attraktivere Spiele lieferten als etwa die Franzosen, die Engländer, die Portugiesen und auch die eliminierten, zu hoch gehandelten Belgier oder gar Italiener. Im Fußball aber zählen unterm Strich nur die Tore, Und wenn man, doppelt bitter, zwei und damit eins zu viel aus Eckbällen kriegt, dann muss man sich das Aus in die eigenen Schuhe schieben. Österreich muss weinen, Favoriten aber darf feiern. Auch .das ist bittere Realität….