Stell Dir vor, Du hast einen Megakonzernchef i. R. als Klubpräsidenten, aber über Dir lauert der Pleitegeier. Stell Dir vor, Du hast einen Finanzvorstand, der den Vertrag mit dem neuen Geschäftspartner als Meilenstein der Klubgeschichte bezeichnet – und dieser georgische Oligarchensohn putzt sich nach der in erster Instanz verweigerten Lizenz, notabene mit einem englischen Kommentar so ab, als ginge ihn und Insignia das alles nichts an! Nicht aber, ohne in einem Atemzug zu betonen, dass es weiter das erklärte Ziel des Partners sei, den Traditionsklub Austria auch international auf einen neuen Level zu heben. Zumindest im nachhinein muss es dem (säumigen) Austria-Vorstand die Haare aufstellen.
Fußballfreund Luka Sur, wie soll das gehen, wenn ihr Unternehmen – ebenso in erster Instanz, nur in anderem Sinne – bisher keinen Cent der versprochenen Millionen überwiesen hat? Und woher wollen Sie dann über Nacht weitere Sponsoren für einen Verein akquirieren, dem der Zwangsabstieg droht, wenn er nicht schleunigst zumindest sieben Millionen auftreibt? Woher nehmen, wenn nicht stehlen, so lautet ein geflügeltes Wort.
Aber abgesehen von der georgischen Sur(eladze)-Oligarchen-Familie, die zumindest bisher viel versprochen und noch nichts gehalten hat – wo sind auch die vielgerühmten, exzellenten wirtschaftlichen Verbindungen, die der bundesdeutsche FK-Austria-Präsident als großer Rewe-Konzern-Boss i. R. spielen lassen könnte oder würde? Wo sind da die nicht nur, aber vor allem die roten Politiker und Vorstandsmitglieder, die sich bei ihren (Firmen-)Freunden für ihren Herzensklub einsetzen würden?
Wo ist da das Machtwort des Klubpräsidenten, der sich den Finanzvorstand als Verantwortlichen für die monetäre Abwärtsspirale nicht nur vorknöpft, sondern auch zur Rechenschaft zieht, was da alles unter seiner (nicht mehr Tabak-)Regie passiert ist? Oder geht das etwa deshalb nicht, weil der präsumtive Pleitier im Laufe der Jahre sich einen Kreis an einflussreichen (Polit-)Freunden zugelegt hat, die ihm als Schutzgürtel dienen? Etwa gar nach der allseits bekannten Devise: Ist der Ruf einmal ruiniert, lebt es sich (im privaten Luxus) ganz ungeniert…
Jedenfalls ist, ehe der FK Austria an einem (hoffentlich) erfolgreichen Einspruch bastelt, um doch noch die Bundesliga-Lizenz zu bekommen, schon so viel Porzellan zerschlagen worden, dass es schwer wird, es zu kitten. Das violette Beispiel reflektiert auch ein mitunter wiederkehrendes Sittenbild im heimischen Profifußball, dass anfangs hochgejubelte Quereinsteiger und selbsternannte Wirtschaftsgurus die/ihre Vereine immer wieder an die Wand oder an den Rand des Ruins fahren. Zurück bliebe beim FK Austria nicht nur der Pandemie wegen eine leere (Generali)-Arena als ein Mahn-, aber auch Denkmal ökonomischen Wahnsinns.