Ja, das waren noch Zeiten, als bei Austria mit der Tabakregie weißer Rauch aufstieg. Ja, das war einmal und ob das jemals wiederkommt, wer weiß? Jetzt ist einmal passiert, was man bei einem der ältesten, renommiertesten, auch international erfolgreichsten heimischen Traditionsklub im Grunde für ausgeschlossen gehalten hat – der Wiener Austria, dem vielfachen Meister und noch öfter Cupsieger, wurde in erster Instanz die Bundesliga-Lizenz verweigert! Warum? Finanziell zu schwach auf der Brust, um selbst im heimischen Fußball, pekuniär eine Micky Maus im Vergleich zu den Topligen nicht nur in Europa, ad hoc überlebensfähig zu sein.
Die Schuldenlast, die die Violetten wie einen Rucksack voller Steine mit sich schleppen, beträgt fast 80 Millionen Euro – und der groß angekündigte neue Investor, ein georgischer Oligarchensohn, hat die vereinbarte Einstiegssumme noch immer nicht überwiesen. Jetzt befindet sich Austria in einem Dilemma oder zwischen zwei Stühlen, wobei sich unsereins nicht vorstellen kann, dass es tatsächlich einen Plumps macht wie ehedem auch beim FC Tirol. Der hatte damals als überlegener Meister aufhören und zahlreicher Malversationen und Misswirtschaften wegen unten in der Regional- oder gar Landesliga wieder anfangen müssen. Gnade Gott, dass es auch den Violetten blüht, es wäre ein Supergau und Offenbarungseid für die Wiener Sportpolitik(er), die ja im Verein involviert sind.
Nicht nur einem trotz seiner langen Auslandsengagements eingefleischten Austrianer wie (Team)-Rekordschützen Toni Polster stellen sich da die Haare auf – in der Tat muss sich der ganze Vorstand (hinter)fragen, ob nicht der jahrelang allmächtige für die Finanzen zuständige Kollege Markus Kraetschmer verantwortlich dafür ist, dass den Violetten das Wasser bis zum Hals steht, wenn nicht längst drüber. Ja, wer hat all diese Transfer abgesegnet, nicht erstligatauglichen Spieler gekauft, sportlich herumgemurkst – alles womöglich zu weit überhöhten Transferpreisen und auch Jahresgagen, die ins Börserl fallen? Mag schon sein, dass es sich beim Finanzvorstand um einen gelernten Bankkaufmann gehandelt hat, der an sich mit Geld gut umgehen sollte – die Spatzen allerdings pfeifen von den Dächern, dass sich der gelernte Bänker Kraetschmer als interner Quereinsteiger immer öfter in die sportlichen Belange gemischt hat.
Da das aber alles im Lauf vieler Jahre mit wachsenden Misserfolgen verbunden war, muss sich die gesamte Austria-Führung vom (deutschen Rewe-)Klubpräsidenten abwärts bei der Nase nehmen, dass sie zu diesem Alleingang nicht irgendwann gesagt hat: Stopp, Hr. Kraetschmer, bis hierher und kein Stückchen weiter. Ganz im Gegenteil, sie haben nicht nur Gesichtsbäder für Werbefotos mit dem vermeintlichen Insignia-Sponsoren-Sohn genommen, der Finanzvorstand sprach noch von einem Meilenstein in der Club-Geschichte! Allerhand, diese Prognose, die aber als möglicher Stolperstein nur in negativer Highlight schneller wahr wurde, als man je zu denken gewagt hätte.
Jetzt bin ich neugierig, wie die Herren Hensel (Präsident) und Konsorten auf die Gefahr eines Lizenz-Entzuges reagieren. Und welche Freunde, ob Oligarchen aus dem Osten oder potente heimische Gönner, sich möglichst schnell finden, die die Budgetlöcher stopfen, damit Austria (und der Stadt Wien) die unvorstellbare Blamage erspart bleibt, zum Zwangsabstieg verurteilt zu werden. Jetzt, bitte schön, können ja die violett angehauchten Polit-Granden zeigen, was ihnen oder wieviel ihnen Austria wert ist. Besser 5 vor 12, bevor´s zu spät ist. Auch wenn´s, was jeder hofft und wünscht, doch ein Happy End geben sollte – die Situation allein, in die sich Austria manövriert hat, ist schon Schande genug…