Hereinspaziert, hereinspaziert ins Kuriositätenkabinett, in das sich inzwischen der Sport nicht nur hierzulande, sondern auch und vor allem weltweit verwandelt hat. Leistung wird immer öfter zur Nebensache, Hauoptsache, es gibt Außeergewöhnliches, das so auffällt,. dass es zum Gesprächsthema wird. Je skuriller, umso besser. Je politisch angehauchter, umso besser oder alternativ auch schlimmer. Impfmuffel Djokovic hat längst ausgedient, jetzt ist neuerdings im Tennis wieder die Rassismus-Keule bei der Hand – und nun ein alter Hut, der seinerzeit ganz offen und auch der familiären Verbindungen mit einer Ikone wie dem Weltstar Sofia Loren wegen ohne großes Tratra in Italien schon vor Jahrzehnten ungeniert getragen worden war, via Volkssport Calzio, also Fußball, ausgepackt.
Wenn Sie nicht wissen sollten, wovon die Rede ist, dann sei gesagt, dass beim Sieg des Serie-A-Aufsteigers Cremonese ein Spieler eingewechselt wurde, der – wie Van Dijk bei Liverpool mit Virgil – nur seinen zweiten Vornamen Romano auf dem Trikot trug. Vorsichtshalber, weil er und Klub , man weiß ja nie bei aufgeheizter Strimmung, trotz aller Lockerheit der Tifosi lieber den wahren Namen versteckten, der als eine der schlimmsten Polit-Figuren in die Geschichte eingegangen ist.
Der langen Vorrede kurzer Sinn, es handelte sich beim Eingetauschten Cremonesen, der aus Rom stammt, nämlich um den Urenkel gleichen Namens des 1944 gestürzten (und 1945 hingerichteten) faschistischen italienischen Ditators umd einstigen Hitler-Verbündeten Benito Mussolini. Und jetzt hat einer seiner Nachkommen mitgeholfen, dass die Mannschaft siegt. (Er)Weiter(t)e Worte dazu sparen wir uns lieber, damit sie nicht in die falsche Kehle rutschen.
Romanos Mama, Mussolini-Enkelin und Loren-Nichte, war so nebenbei jahrelang Vorsitzender einer Partei, die sich ebenfalls ungeniert Neofaschisten nannte – und für die sie auch im Parlament und soweit ich mich erinnere, sogar in Regierungen saß. Ohne Aufschrei. Ohne Verbote. Ohne Brandmauern und ähnlichen Schreckgespenstern.
Wenn wir den italienischen Faden bis zu uns spinnen, wär´s kaum auszudenken oder zumindest dahingestellt, dass sich ein heimischer Bundesligaklub trauen oder sich leisten würde/könnte/dürfte, einen kickenden Nachfahren eines hohen oder gar in Nürnberg hingerichteten NS-Schergen spielen zu lassen. Gab´s ja seinerzeit schon genug Gerede um den (angeblich schwerhörigen) Tormann Schicklgruber, der es sogar ein- oder zweimal ins Nationalteam (Kader) gebracht hat. Und zumindest ältere Semester kennen ja die Gerüchte rund um den Namen Schicklgruber …
Jedenfalls ist die Cremonese-Katze aus dem Sack und abzuwarten, wie weniger das Fuß(ball)-Volk künftig reagiert, sondern nicht nur die italienische Medien- und Politlandschaft, für die diese „Enthüllung“ ja so ein Fressen ist wie bei uns die neue adidas-Werbung von Alaba mit Goldzahn und Seltsam-Haarschnitt, beim US-Open der neue Kahlkopf des Tennisstars Alcaraz oder Kabinen-Streitereien des schuss-schwachen, aber umso streitsüchtigeren, verblassenden roten Sterns Arnie Arnautovic. Bald sind wir wohl so weit, dass Sport in der Berichterstattung nur noch zwischen den Zeilen stattfindet.

