Der alpine Weltcupwinter ist Geschichte und wäre als eine der schlechtesten in die Annalen eingegangen, hätte es nicht zwei Goldene und einige weitere WM-Medaillen in Saalbach gegeben und den Doppelsieg beim Grande Finale in Sun Valley im Herren–Sieg. Ein bisschen wenig Licht ins Dunkel, wenn man sich einzelnen Weltcupwertungen anschaut, in denen es keine der kleinen Kugeln für die vor kurzem noch fast alleinherrschende Großmacht gegeben hat …
… ganz zu schweigen von der großen Kugel, von der die jeweils besten Österreicher: Innen blamabel weit entfernt sind – Ex-Speed-Doppelweltmeister Kriechmayr als Zwölfter bei den Herren, die zweifache Saisonsiegerin Conny Hütter immerhin als Neunte unter den Top 10 – allerdings hinter den zehn und mehr Jahre jüngeren jungen Wilden, angeführt von Kroatiens Slalom-Weltcupsiegerin Ljutic vor der Neuseeländerin Robinson und der italienischen Albanerin Colturi, bei der neben der vergoldeten römischen Mama Ceccarelli (Super-G-Olympiasiegerin 2002) auch ÖSV-Altpräsident Peter Schröcksnadel seine Hände am Rande mit im Spiel hat …
Komme aber keiner und verkaufe uns als großen Erfolg, dass sich nicht weniger als acht ÖSV-Läufer: Innen über den Europacup einen Fix-Platz für den Weltcup erobert haben. All jene, denen das gelungen ist, hätten schon vielfach die Chance gehabt, sich im Weltcup als künftige Stars so zu etablieren wie das zuvor genannte Damen-Trio (plus der Deutsch-Schwedin Aicher mit Swiss-Engelberg-Schule) aus fast exotischen Skiländern.
Aber auch bei den Herren erlebten mit wenigen Ausnahmen a la Lukas Feurstein oder Eichberger unsere vermeintlichen Jungstars beim Weltcup-Ausflug die Stunde der Wahrheit. In der Regel gab´s nur höchst selten eine Final-Qualifikation, frag nach bei Simon Rueland, der am Saisonende im hohen Norden auftrumpfte, in 12 Weltcupstarts aber nur einmal punktete. Und auch sonst überwogen im Europacup und Nachwuchs-Medaillenrennen ernüchternde Resultate die wenigen Highlights.
Ob sich daran so schnell was ändert wie anno 1972, als der Olympia-Märtyrer Karl Schranz mehr oder weniger zum Abdanken gezwungen worden war, aber Nachfolger wie Schwammerln aus dem Boden geschossen sind, wage ich zu bezweifeln. Ich erinnere dazu an den Spruch eines der früheren ÖSV-Cheftrainer, der ehrlicherweise gesagt hat, dass er und Kollegen darauf angewiesen sind, welches Potenzial zum Aufschwung in die Elite sie mitbringen. Andersrum gesagt: Aus einem 4-Zylinder lässt sich kein 12-Zylinder basteln.
Selbst der heimgeholte Speed-Coach Andreas Evers wird diese Milchmädchenrechnung schwerlich auf den Kopf stellen können, wenn er keine Läufer in die Hände kriegt, die zumindest Teile seines einstigen Sonderschützling Hermann Maier besitzen – solchen, deretwegen er zum Herminator befördert wurde. Ein medialer Ehrentitel, in dem ganz sicher steckt, was zumindest aus der Ferne betrachtet bei der einen wie dem anderen nicht so ausgeprägt ist wie es einmal bei dem frühzeitig Ausgemusterten war, der es unbedingt allen beweisen wollte. Und auch auf unfassbare Art bewiesen hat.
Entschuldige, wenn ich es so und damit brutaler formuliere: Der Skiverband muss hinterfragen, ob´s vernünftig ist, schon die Karrieren von Starlets quasi vorzufinanzieren, ohne dass es dann wirklich den Return of Investment in Form von Siegen, Titeln, Medaillen bei den Großen gibt. Und er muss auch durch- und berechnen, ob es sich lohnt, weiter viel zu aufgebähte Kader an kaum überhöhtem Mittelmaß zu haben, das – weniger ist mehr – sicher nicht mehr so großzügige Sponsorengeld in kleinere, feinere Gruppen mit Athleten zu stecken, die Erfolgshunger und Siegesdurst stillen wollen, koste es, was es wolle. Das wäre für mich die Quintessenz aus diesem Winter, der hoffentlich nicht mit Schönfärberei endet.

