Werte Blog-Leser, ich werde mich am heutigen Sonntag mit einem ganz speziellen Thema beschäftigen – und zwar mit der Frage, wo die Eigenverantwortung eines Sportlers aufhört und Trainer, Mediziner und Funktionäre die Verantwortung übernehmen müssen. Den Anlass dazu lieferte Super-G-Weltmeisterin Stephanie Venier, die aus einer Angina, Kreislaufproblemen und dem Bett gekommen war, um als Achte immer noch beste der pauschal eher enttäuschenden Österreicherinnen im Super G von Kvitfjell geworden war. Ohne das letzte Hemd zu riskieren, wie sie selbst im ORF-Interview sagte, was ihre Leistung natürlich zusätzlich aufwertete.
Ich habe mich bei diesen „Enthüllungen“ von Venier, die sich noch immer nicht fit fühlt, meines hochgeschätzten Cousins erinnert, seines Zeichens emeritierter, sportlich interessierter Universitätsprofessor. Dieter, so heißt er mit Vornamen, hatte schon nach den Weltcuprennen in St. Anton im Jänner mit mehr als nur Unverständnis reagiert und kommentiert, dass man Conny Hütter trotz grippalem Infekt der Kugelchancen wegen dort hatte starten lassen, was sie nicht nur bei diesen Rennen weit zurückwarf. Mehr noch, es bescherte Hütter mit Substanzverlust ein längeres Formtief, das der inzwischen wieder in Topform befindlichen, dreifachen Saisonsiegerin aber womöglich die eine oder andere spekulative Medaille bei der Heim-WM gekostet hat. Konjunktiv. Spekulation.
Und jetzt hat sich nach ihrem Verzicht auf zweites Training und Abfahrt diese Geschichte mit der Weltmeisterin Venier wiederholt, wobei sie sturzfrei und dazu noch schnell ins Ziel gekommen war. Aufatmen. Abhaken. Nichtsdestotrotz finde ich den saloppen Spruch: Gut is ´gangen, nix is g´schehen im höchsten Maße für leichtsinnig bis verantwortungslos. Wer will ausschließen, dass einer offensichtlich nicht ganz gesunden Läuferin während eines Highspeed-Rennens jenseits der 100km/h, also unter zusätzlichem Stress, die Kreislauf- oder andere Probleme einholen?
Ich möchte das auch deshalb zur Diskussion stellen, weil andererseits so viel über das Eindämmen von ausgereiztem Material, zu hohen Geschwindigkeiten und zu großem Druck auf die Gelenke debattiert wird, die summa summarum zu schweren Verletzungen, Operationen und zerbrochenen Karrieren führen würden. Darum stelle ich wie schon beim PR-trächtigen Comeback der 40jährigen Lindsey Vonn auch in den Fällen von Hütter und Venier die Gretchenfrage, warum zwar auf Pisten wie Schanzen welch Material immer kontrolliert, der Mensch aber nicht von einer medizinischen Kommission auf Herz und Nieren geprüft wird, ob er rennfit ist. Vorbeugen wäre vernünftiger als wie zuletzt so oft zu heulen…

