Fussball

Blaue Briefe, hohle Worte, fette Abfindungen

 Oh du fröhliche … oh du… nein, so ist es leider nicht. Vor allem dann nicht, wenn es sich um einen, nein: gleich mehrere Fußballtrainer handelt. Keine Rede oder Spur von Feiern, vielmehr war Feuern angesagt. Statt schöner Geschenke gab´s da wie dort blaue Briefe. In Deutschland erwischte es den Welschschweizer Lucien Favre, der nach dem 1:5-Debakel gegen Stuttgart bei den Dortmunder Borussen den Hut nehmen musste. In der heimischen Bundesliga trennte sich der SV Ried nach zwei Klatschen (0:3 LASK, 1:4 Altach) von gleichen sportlichen Leiter Gerald Baumgartner, mit dem die Innviertler die Rückkehr ins Oberhaus geschafft hatten.

Nun lassen sich die Ansprüche der beiden Klubs natürlich nicht vergleichen, identisch aber ist nicht nur das Prozedere, wenn sich die Abwärtsspirale so rasch dreht, dass sie nach schnellstmöglichem Handeln schreit. Deckungsgleich sind am Ende solcher Beziehungen auch die heuchlerischen Töne, die dabei natürlich dann angeschlagen werden, wenn zumindest der Trainerteil bei der „Scheidung“ ordentlich abgefunden und ein medialer Rosenkrieg vermieden werden konnte. Ja, deckungsgleich sind da auch – man ist versucht zu schreiben, aus der Politik entlehnt – fast salbungsvolle Worte, mit denen dem Gefeuerten sicherheitshalber noch Honig ums Maul, Pardon: um den Mund, geschmiert wird, damit diesem nichts Bös(artig)es entkommt. Möglichst schöne Nachrede als Persilschein für Klubsuche. Ja, da müssen die Hühner lachen oder gackern, wenn just dem, nach dem im Klub kein Hahn mehr kräht, mit höchstem Respekt der größte Dank für die hervorragende Arbeit ausgesprochen wird. 

Welch ein Widerspruch in sich, den sich politische Korrektheit da ausgedacht und dem Wortschatz gleich angefügt hat. Andersrum gesagt. Harte Bandagen, die weichgespülte Hände in aller Unschuld waschen. Hätte gerade noch gefehlt, dass man beim BVB wie bei den Riedern den guten Männern, mittlerweile aber offenbar abgenützten Trainern, zum Abschied in allen Ehren zynischer Weise auch noch Frohes Fest und einen guten Rutsch gewünscht hätte – womöglich noch in stillen Zeiten in der stillen Hoffnung, dass beide möglichst schnell einen neuen Job finden, um sich womöglich endlose Fortzahlungen zu ersparen. Alles denkbar. Und durchaus möglich.

 Ja, so ist das Fußballgeschäft, heute nicht anders als gestern, nur mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass heutzutage ganz andere Beträge als (vor)gestern im Spiel sind. Und das gilt auch für Scheidungen von Trainern, denen der Trennungsschmerz in Worten wie (Bank-)Daten versüßt wird. Abfindungen, so sagt ein geflügeltes Wort, sollen bekanntlich die besten Startinvestitionen sein. Man darf gespannt verfolgen, wer davon mehr profitiert: Die Vereine, die behaupten, neuen Schwung zu brauchen, um aus der Sackgasse zu kommen. Oder die gefeuerten Betreuer, die hoffen, dass aus ihnen bei neuen Klubs wieder gefeierte Trainer schlüpfen. Bis sich das Radl irgendwann  von Neuem dreht. Oh du fröhliche…. Oh du: nein, nicht gnaden-, aber Abfindung bringende (Festtags-) Zeit …

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