Ehe Eröffnungsfeier und Team-Parallelrennen den Vorhang für die Saalbach-WM in der Hinterglemm hoben, hatte die ORF-Story über die ersten Medaillenrennen ebendort vor 34 Jahren durch den heutigen Durchblick der damaligen Welt- und Doppelweltmeister Petra Kronberger und Stephan Eberharter einen hochinteressanten Rück- und Einblick geliefert, was sich 1991 alles im Final Countdown abgespielt hatte. Bevor uns nämlich der Saalbach-Goldrausch packte, hatte Österreich Trauer und den in Wengen tödlich verunglückten Gernot Reinstadler zu Grab getragen.
Und die Fahnen waren auch auf Halbmast gesetzt worden, weil just vor dem WM-Start der erste Irak-Krieg mit Bombenhagel auf Bagdad ausgebrochen war, vor allem die Amerikaner nicht starten wollten. Hätte der bei uns nicht gerade populäre, aber legendäre FIS-Präsident Marc Hodler der im Raum stehenden WM-Absage nicht wie einst Brundage in München 72 eine Absage erteilt, dann hätte es weder 5 Goldene und insgesamt ein Dutzend an WM-Medaillen für Rotweißrot samt perfekten WM-Einstand für Schröcksnadel als neuen ÖSV-Präsidenten gegeben.
Hatten damals Todessturz und Kriegsfall nicht nur die Ski-Szene sensibilisiert, so ist das heutzutage alles anders. Niemand kommt mehr auf die Idee, eine WM abzusagen, auch wenn die nicht enden wollenden Kriege in der Ukraine, im Brandherd Nahost, aber auch in Afrika und anderswo hohen Blutzoll fordern. Und dass, abgesehen von den noch böseren Russen, die Sportler: Innen aus bekriegten ode kriegsführenden Ländern überall starten dürfen, das gehört mittlerweile ja zur neuen Normalität auf dieser Welt, die allenthalben auch im Sport gern auf den Kopf gestellt wird.
Ob es auf dem einst goldenen Schnee-Boden der Nicht-mehr-Skination Nummer 1 gelingt, das Rad der Zeit mit dem Heimvorteil oder, so Herren-Cheftrainer Pfeifer, mit den Fans als 12. Mann zurückzudrehen, lässt sich schwer vorhersagen und seit der ersten Pleite im Teamrennen noch schwerer bestätigen. Wenn das allgegenwärtige Roserl, die ÖSV-Präsidentin Stadlober, wie ehedem Vorgänger Schröcksi auf 6 bis 8 Medaillen hofft, dann lässt sich die Ausgangsposition nicht mit der Saalbach-WM 1991 vergleichen.
Zur neuen sportlichen Normalität gehört´s ja inzwischen, dass das klassische WM-Programm um mehr oder weniger selektive Team- oder Mixed-Wettbewerbe erweitert wurde, womit die Titelkämpfe verlängert und damit auch die Einnahmen aus mehreren Quellen erhöht werden. Auch wenn´s so schön heißt: Es lebe der Sport, so regiert immer mehr das Geld die Welt – samt Weltmeisterschaften!
PS: Der 12. Mann, Ehrengäste vom Interimskanzler abwärts, half Österreichs just in diesem WM-Winter so gebeuteltem Team beim historischen sportlichen Eröffnungs-Anstrich nichts. Statt des ersehnten Stimmungsmachers gab’s wieder einen Dämpfer mit dem Aus gleich im Auftakt-Duell mit Schweden. Und auch das Damen-Abfahrtstraining, ein erstes Abtasten auf der Highspeed-Piste am Zwölferkogel, endete trotz Heimvorteils eher ernüchternd für Rotweißrot, es sei denn, keine wollte ihre Karten aufdecken – im Gegensatz zu Lara Gut-Behrami (1.), die auf der jetzt harten Piste die Frühlingsschnee-Vergangenheitsbewältigung des Weltcupfinals betreiben will, einer Breezy Johnson (USA, 2.), der zur Abfahrtskanone gewandelten Federica Brignone (I/3.) und natürlich auch Sofia Goggia, der altbekannten Speed-Queen.

