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Feiern statt jeiern, Flut statt Flaute dank Wellen und Wänden, aber dennoch nicht am Laufenden

Kaum gejeiert, schon gefeiert! Erst war´s eine Ebbe und Flaute, jetzt aber kam eine Flut, die alles überschwemmt, alles mitreißt und wegräumt, was es da alles gab oder eher doch nicht gab. Weniger die Metropole Paris, dafür aber das Mittelmeer in Marseille hat sich als Edelrevier für Goldwäscher aus der Alpenrepublik entpuppt. Und anders als bei jenen, die sich ärgern, kann´s uns nicht gar oft genug die Wand hochgehen! Tu Felix Österreich, nur Land der Berge, die zum Klettern oder Wandern einladen, nur noch Land am Strome und an schönen Seen, auf denen sich auch ohne Meer so toll segeln oder surfen lässt, reitest am Ende der Sommerspiele auf des Meeres wie (Vor) Lieben Wellen. Tu Felix Austria, erst noch Ziel der Spötter, hast doch noch alles auf den Kopf gestellt, um rechnerisch, plakativ und spektakulär die Metamorphose zu den Großen unter den Kleinen zu vollziehen. 

Das ist aller Ehren wert, dazu muss man den güldenen Capitani Lara, Lukas und Valentin ebenso vom Herzen gratulieren wie den veredelten Kraxler: Innen, die da Jakob und Jessica heißen, etablierte Granden in ihrem Metier oder aber junge Wilde, die sich zielbewusst und respektlos sagten: Hoppla, jetzt komm ich! Und siehe da, der Bontus, der ist plötzlich da. Wie aus dem Nichts: Fast wie ein deus ex machina, wie Römer solch Sensationen nannten.

Klettern, bitte vielmals, das gehört bei uns zu den alpinen Traditionen, auch wenn Wand und Wand, Gefahr und Gefahr ganz sicher nicht das Gleiche sind. Aber machen ein, zwei Flaggschiffe und der eine oder andere Wellenritter ohne Furcht und Tadel auf einmal eine rotweißrote Armada und Segeln über Hobbysport hinaus zu einem Volkssport? So unwahrscheinlich wie Hoffnungen, dass wir im Sprint einen weißen Blitz produzieren, es sei denn, wir finden ein rotweißrotes Äquivalent zum (Pass) schwedischen Höhenflieger Armand Mondo Duplantis, der von Kindesbeinen an eigentlich gebürtiger, in Philadelphia aufgewachsener, in den USA studierender Ami mit Tre-Kronor-Mama war.

Aber wer weiß, vielleicht gelingt´s uns, mit dem einen oder anderen Zuwanderer, der gegen Almosen den Körper vor staunendem Publikum auf frequentierten Plätzen verrenkt, beim olympischen Breakdance-Neuling die Flucht nach vorn anzutreten, wer weiß das schon in olympischen Zeiten wie diesen, in denen so gut wie nichts mehr ausgeschlossen scheint, was vordem verpönt gewesen war.

Wie gesagt, eine Medaillenflut wie in den letzten Olympiatagen birgt die verführerische Gefahr in sich, dass manch ein Verführter tatsächlich glaubt, Rotweißrot wäre unterwegs zu einer Sportnation. Ob Gold oder Bronze, jedem Medaillengewinner ist der Erfolg schon deshalb zu gönnen, weil dahinter ganz sicher ein großer Aufwand stand an Zeit, an Schweiß, aber auch an Geld wie Entbehrungen. Erfolge wo auch immer fallen bei der Dichte der Weltklasse niemandem mehr in den Schoß, gar keine Frage.

Nichtsdestotrotz wäre mir persönlich lieber gewesen, dass wir Medaillen auch und vor allem dort gewinnen, wo der Sport den natürlichen Herausforderungen ohne High-Tech folgt, also bei den Grund- und Bewegungssportarten, die da heißen: Laufen, springen, werfen, schwimmen, rudern, paddeln, radeln und natürlich, weil es die Motorik fordert und fördert, das Turnen. Womit wir bei einem speziellen, unbewältigten Thema angelangt sind, das sich seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten hinzieht, sprich: Tägliche Turn- oder Bewegungsstunde in den diversen Schulkategorien, die es hierzulande gibt.

Ja, diese tägliche Stunde wurde meines Wissens nach theoretisch wie parlamentarisch beschlossen, in der Schulpraxis als fast ein Ding der Unmöglichkeit jedoch wie üblich auf die lange Bank geschoben. Aber wenn´s nicht einmal den alles andere denn  tatendurstigen Sportminister (be)kümmert, wer soll ich dann darum scheren, gell? Außerdem ist´s ja jetzt viel dringlicher, beim Empfang der älteren wie jüngeren Olympiahelden populistische Gesichtsbäder zu nehmen, schließlich stehen Wahlen vor der Tür und Saalbach ebenso wie Olympia 26 und 28 können ruhig warten.

Sport ist auch in diesem Sinne die schönste Nebensache der Welt, der man sich nur und erst dann vorrangig widmet, wenn´s ums Feiern geht. Darauf muss mit dem Grünen Veltiner mit einem mehr als oder sehr gemischten Satz angestoßen werden. Prost, wohl bekomm´s!

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