Justitia ist morgen wieder am Ball. Nein, nein, ich beschäftige mich nicht mit Karl Heinz G. und den Obersten Gerichtshof, sondern dem Prozess gegen jenen Jung-Twen, der Anfang Dezember zu morgenschlafender Zeit vor der Volksgarten-Disco im Zuge eines Streits mit oder um eine Frau dem Rapid-Kapitän und Goalgetter Guido Burgstaller, 35, einen derart kräftigen Fausthieb verpasst hatte, dass dieser durch den Sturz aufs Trottoir einen Schädelbasisbruch erlitt. Und seit dem Schädel-Hirn-Trauma unter Nachwirkungen leidet statt Tore für Rapid zu schießen. Geschweige denn Aufstiegs-Prämien (Conference-League) kassieren zu können.
Im Vergleich zu anderen Attacken mit anderen Hintergründen war diese Schlägerei auf offener Straße eine „b´soffene G´schicht“ mit einem fatalen und gottlob nicht letalem Ende, wie das 1965 beim Tod des linken Demonstranten Kirchweger der Fall gewesen war, den ein rechter Student bei einer Demonstration vorm Hotel Sacher niedergestreckt hatte. Ob es der Vorfall überhaupt in die Medien geschafft hätte, wäre nicht Burgstaller involviert gewesen, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.
Seit das Drama um G. B. samt Flucht des Schlägers, der sich später aber selbst stellen sollte, publik geworden war, landete es – und ich bin kein Violetter – publizistisch sozusagen rapide in einer Einbahn. Ganz so, als wäre es fast normal, dass der Kapitän des populärsten Fußballverein Österreichs zwei Tage vor einem Europacupmatch um sechs Uhr früh mit einem nicht ganz normalen Alkoholwert (1,68) ein offensichtlich nicht nur verbales Gefecht mit schlimmen Folgen liefert. Dass Burgi auch noch zum Fußballer des Jahres gewählt wurde, gleicht einer Krone an Ironie…
Wie das Gericht die Causa juristisch einschätzt und beurteilt, wird sich herausstellen. Aber ohne jetzt einen sauertöpfischen Moralapostel zu spielen, so möchte ich trotz allem daran erinnern, dass gerade Burgstaller als Rapid-Kapitän (allenthalben in Übertreibung zur Ikone stilisiert) eine Vorbildfunktion hätte haben sollen/müssen, die Verantwortung übernimmt. Und ich darum bei allem Respekt vor seiner mehr oder weniger erfolgreichen Fußballer-Langlebigkeit davor warne, dass er medial als armer GTeufein eine Opfer- und Märtyrerrolle gesteckt wird. Was andererseits aber nichts daran ändert, dass beim jüngeren Streithansl ein unverantwortliches, lebensgefährliches Faustrecht nie und nimmer hätte regieren dürfen. Zwei Seiten als Moral aus einer b´soffenen G´schicht!

