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Corona-Opfer P., eisige Winde, gnädige Blicke und wertloser Boykott

Verflixt und zugenäht. Dieses verdammte, respektlose Virus macht weder vor Athleten noch Funktionären halt, nein: jetzt geht´s auch Fernseh-Moderatoren an den Kragen. Da ja sonst ja noch nichts wirklich Atemberaubendes passiert ist, zumindest sportlich abseits der trotz Corona und durchlöchertem Polit-Boykott pompösen Eröffnungsfeier, hat es der Ausfall des allseits beliebten, noch gar nicht so alten, aber in Ehren ergrauten Rainer P. zum Top-Thema geschafft. Ja, armer, armer Rainer, jetzt ist deine Olympia-Serie gerissen, die seit gut 25 Jahren gehalten und dich zu einem Inventar, Pardon: zu einer Institution von Winter- und Sommerspielen gemacht hat, wenn nicht in abgesicherten Zielräumen, dann im abgeschotteten ORF-Studio. Auch wenn dazu ziemlich oft die (offenbar immunen) Kärntner Komantschen gepfiffen haben. 

Wo aber, bei wem und bei welchem der Events, über die er reportierte, hat sich Rainer P. jetzt angesteckt – schon in Kitzbühel oder erst in Schladming? Und da er ja auch noch mit anderen Co-Kommentatoren, einer Reihe an Mitarbeitern und – maskenlos notabene – auch mit Skisportler(inne)n und Trainern in Berührung kam, ist ein Contact Tracing natürlich jetzt doppelt schwer oder rein gar nicht nachzuvollziehen. Nicht auszudenken, wenn es da noch weitere Berichterstatter erwischen sollte, die dann entweder gar nicht Richtung Peking abheben dürfen oder aber, kaum gelandet, womöglich längere Zeit in einer der (offenbar doch nicht so üblen) Quarantäne-Hotels verbringen müssen.

Na ja, immerhin angenehmer als die extreme Kälte auf Schanzen, Loipen und Pisten, die noch mehr als normal beißt, weil dazu ein eisiger, noch dazu böiger Wind pfeift. Und der könnte sogar für Erfrierungen an Nase, Wange und wo immer sorgen, sofern man sich nicht dagegen mit Cremen, Pflastern und, ohnehin schon längst Macht der Gewohnheit, mit größeren oder kleineren Masken schützen kann. Zum Glück war´s bei der Eröffnungszeremonie im Vogelnest-Stadion von Peking nicht ganz so arg, als die eher klein gehaltenen Mannschaften in ungewohnter Reihenfolge einmarschierten – nach dem chinesischen Alphabet nämlich, weshalb etwa die Skiläufer aus Pakistan und Madagaskar ebenso früh dran waren wie Sportler aus Taiwan, das unter dem IOC-Namen Chinese Taipeh figuriert.

Der neue, ziemlich westliche Mao im Reich der Mitte, Xi Ping also, der KP-Boss mit Bühnenstar als Frau, ließ das so stoisch bis undurchsichtig über sich ergehen, wie man das von Chinesen erwartet. Und bei den Lobeshymnen des von den deutschen Medien seit Wochen verfolgten deutschen Chefolympiers Thomas Bach (übrigens einst Fecht-Olympiasieger) huschte höchstens ein Lächeln über sein Gesicht. Und dahinter lachte sich der ebenso gescholtene Russen-Präsident Wladimir Putin höchstens ins Fäustchen, dass die westliche Allianz im Gegensatz zum UN-Generalsekretär und sogar einigen Royals aus aller, auch westlicher Welt die Eröffnung boykottiert hatten.

Welch Zeichen auch immer die Abwesenden, die letztlich niemand vermisst, dabei setzen wollten oder gesetzt haben, das wissen diese Politiker wohl selber nicht ganz genau, außer dass man angehalten wurde, auf die Chinesen zu pfeifen. Ich möchte wetten, dass diese Art von diplomatischem Boykott auch allen Sportler(inne)n aus eben diesen Ländern im Innersten ihres Herzens schnurzegal ist, weil sie vor allem nur daran interessiert sind, ob, wie und was sie gewinnen. Oder welche unauslöschlichen Eindrücke sie ad personam als exotisches Füllmaterial oder adeliger Aufputz mit nach Hause nehmen. Daaruf, um zur Einleitung zurückzukommen, muss unser Rainer P. diesmal leider verzichten. Und wir als TV-Fußvolk auch auf ihn in Peking. 

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