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Countdown zu den French Open: Djokovic zwischen Skeptikern und Rekord-Ambitionen

Eine Tennis-Ära neigt sich dem Ende zu. Besser gesagt, sie befindet sich schon in der Zielgeraden oder aber hinkend oder winkend in der Auslaufrunde. Da Roger Federer ja schon länger den Rücktritt erklärt und Rafael Nadal, das vermeintlich unbeugsame Stehaufmännchen inzwischen erstmals für die French Open abgesagt und angedeutet hat, dass er wohl eine längere Aus-Zeit oder aber für immer Abschied nehmen muss vom Tennis, bleibt nur noch Novak Djokovic von den ganz großen Drei.

Und auch der „Djoker“, mit seinen 36 Jahren (am 22. Mai) der jüngste im Bunde des Trios, das zusammen 64 Grand-Slam-Einzelsiege und mehr als 200 Turniererfolge auf dem Konto hat, muss immer öfter dem geschlauchten Körper und dem fortgeschrittenen Alter seinen Tribut zollen. Da er als Impfmuffel ja eine Reihe an Grand-Slams hat auslassen müssen und einmal auch noch beim US-Open (Viertelfinale, Sieger Thiem) disqualifiziert worden war, hat es für ihn auch unfreiwillige Schonzeiten gegeben, um physisch wie psychisch die schon geschwächten Batterien aufzuladen.

Nach dem Triumph bei den Australian Open, mit dem er sich für die Ausweisung im Jahr davor spektakulär revanchierte, hat der Serbe entweder nicht einreisen dürfen oder nichts mehr gewinnen können im Countdown zu Roland Garros, dem ersten von drei Grand-Slam-Turnieren 2023, in denen er mit dem 23. Sieg wohl einen kaum zu übertreffenden Solo-Rekord (Nadal ebenfalls bisher 22) aufstellen würde.

Nach schnellen Niederlagen in Monte Carlo wie Banja Luka und dem Viertelfinal-Aus gegen seinen jungen dänischen Angstgegner Holger Rune mehren sich die (Selbst) Zweifel, ob der Mittdreißiger über den großen Ehrgeiz hinaus noch das Potenzial und die Kraft hat, sich in Best-of-5-Duellen mit jüngeren Semestern die Allzeitkrone aufzusetzen. Die Skepsis, ob der „Djoker“ auf San, Rasen oder Hardcourt wieder stechen kann, ist durchaus berechtigt. Zum anderen ist aber auch die (gewagte) These nicht von der Hand zu weisen, dass einer wie Novak Djokovic, der schon alles mehrmals oder öfter als alle anderen gewonnen hat, selbst auf Masters1000-Turniere pfeift, um die Kräfte und die Konzentration auf und für das Maß all seiner Dinge zu bündeln. A

uch gut möglich, dass der „Djoker“ die schrecklich lange Turnier-lose Zeit dazu genützt hat, beinharte, brutale Trainings-Drills einzuschieben, den Körper und Geist also zu malträtieren, dass es auch länger dauert, bis sich ein „Return of Investment“ in Form von Topresultaten einstellt. Wie gesagt, man kann und darf einen Djokovic nicht nach einigen vorzeitigen Niederlagen in für ihn längst nebensächlichen Turnieren abschreiben. Auch und schon deshalb nicht, weil Tennis-Granden seines Kalibers aus siegreichen Erfahrungen ganz genau wissen, wann, wie und wo sie an Schrauben drehen müssen, um Spiel unter Kontrolle und Gegner in den Griff zu bekommen.

Superstars wie er sind im „long run“, also auf knapp zwei Jahrzehnte gerechnet, große und echte Champions nicht zuletzt auch darin, Prioritäten zu setzen. In Kürze werden wir auf all diese offenen Fragen eine Antwort bekommen. Und wenn nicht in Paris, wo er eher „am Sand“ sein könnte, dann am ehesten in Wimbledon, wo er schon sieben Mal triumphiert und den achten Titel und damit Federers Rekord im Visier hat. Auf Nadal, der ihm im Nacken sitzen könnte, muss er wohl nicht mehr achten. Eher schauen, dass ihm nicht die junge Generation das Haxl stellt wie schon in Rom und anderswo.  Jedenfalls ebenso spannend wie die Frage, was unser Freund Thiem aus der Nadal-Absage macht, die ihm als derzeit labilen, zweimaligen Ex-Finalisten erst den Fix-Startplatz verschafft hat …

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