Ich will mich heute aus aktuellem Anlass mit einem einerseits spektakulärem, andererseits eher schon tragischen Kontrastprogramm im Damentennis beschäftigen. Diesen Gegensatz personifizieren zwei mehr als Dreissigjährige, die schon in Juniorenalter gegeneinander gespielt, aber auch konträre Entwicklungen genommen, schon hinter oder auch wieder vor sich haben.
Insider der speziellen Szene wissen ganz sicher Bescheid, um wen es sich dabei handelt. Zum einen um Caroline Wozniacki, Dänin mit polnischem Fußball-und Trainer-Papa zum einen, um Tamira „Mimi“ Pazsek, Vorarlbergerin mit einem polnisch klingenden Namen und dem streitbaren indischen Patissier-Brillendesigner-Papa Mohammed Shariff. Beider Karrieren, aber auch beider Leben, hätten unterschiedlicher kaum verlaufen können. Beide waren ganz vorne bei den Juniorinnen, aber anders als die nach ihrem frühen Turniersieg in Portoroz voreilig als Fixstern hochgejubelte Paszek wurde Defensivkünstlerin Wozniacki auch Grand-Slam-Siegerin und Nr. 1 der Tenniswelt bei den Großen, bis sie sich buchstäblich die Seele aus dem Tennisleib gerannt und, keine 30, den Rücktritt erklärt hatte.
Beide Tennisdamen haben auch mehr oder weniger gescheiterte Beziehungen hinter sich, die Frau Wozniacki aber dazu nützte, die neue Liebe ihres Nicht-mehr-Turnierlebens zu heiraten und ihm in gut drei Jahren zwei Kinder zu schenken. Zur gleichen Zeit pendelte Frau Paszek im ständigen Auf und Ab zwischen Verletzungspausen und Erfolgshoffnungen, die sie trotz vieler Rückschläge noch immer nicht aufgegeben hat. Und das, obschon sie seit Jahren weit weg von der großen Tennis-Bühne ihren halbwegs guten Namen bei kleinen bis kleinsten Turnieren zur Schau und zu Markte trägt – irgendwo im Niemandsland zwischen den Rängen 380 bis 540 oder so ähnlich. Eigentlich demütigend…
Das Kontrastprogramm der beiden Tennisdamen jenseits der 30, von Caroline (33) und Tamira (32) springt derzeit besonders ins Auge, weil sich Frau Wozniacki sagte, dass alte Sportliebe erstens nicht rosten darf, sie zweitens ihren beiden Kleinindern demonstrieren will, dass Mama-Sein nicht am Turniertennis hindert. Also hat Caro ein Comeback beschlossen und angekündigt, das ihr beim Masters in Montreal als Dank für die Wildcard auch mit einem glatten Sieg gegen die eher unbekannte US-Größe Birrell eindrucksvoll gelungen ist. Am gleichen Tag, an dem die vom Pech oder was/wem immer verfolgte Mimi beim 25.000-Dollar-Turnier in Roehampton neben Wimbledon in London bei einem 0:4-Rückstand im ersten Satz das Handtuch warf/werfen musste. Angeblich wegen Blasen auf Fußsohle oder Zehen.
Geplatzt wie schon vor Wimbledon. Wie seit mehr als einem Jahrzehnt. Seit ihren letzten zwei Turniersiegen in Eastbourne und einem Überrsschungssieg gegen Wozniacki. Ganz so als hätte sich entweder das Schicksal gegen Mimi verschworen – es sei denn, die als blutjunger Teenager auch medial zu sehr verhätschelte Tamira hat fast alles, was man falsch machen kann, falsch gemacht. Ihre im Gegensatz zu Wozniacki unvollendete Karriere mit einem Absturz phasenweise ins Bodenlose stimmt nicht nur nachdenklich, sondern ist auch ein Warnsignal, sich von wem immer wo immer wann immer bei welch Erfolg immer nicht den Kopf verdrehen zu lassen. Wär´s anders, wäre Paszek jetzt keine tragische Figur, sondern eine gefeierte Comeback-Diva a la Caroline in den größten Tennis-Tempeln: Merks Mimi: Mit Wunderkindern, die längst keine mehr sind, lässt sich wenig Staat, noch weniger Werbung und schon gar kein Geld machen.