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Der keineswegs führungslose ÖSV und sein hinausgelobter Sportchef Toni Giger

Geneigte Blog-Leser, ältere und jüngere, Damen und Herren, wenn Sie hören und lesen wollen, wie man jemanden öffentlich in den Himmel hebt, obschon er schon im Orkus gelandet ist, dann … ja, dann verfolge man die offizielle Verabschiedung von Toni Giger, den Ex-Mathematiklehrer, Ex-Zehnkämpfer und 33 Jahre lang in Diensten des ÖSV tätigen Kombi-Coach, Herren-Cheftrainer, Forschungschef und zuletzt drei Jahre lang nach Hans Pum auch Sportdirektor für alle olympischen Disziplinen (Ski alpin und nordisch, Snowboard, Freestyle, Biathlon, Skibergsteigen). Giger ist noch keine 60, aktiv und agil, also quicklebendig, was aber seinen nach außen hin überraschenden, für Insider aber nicht unerwünschten Abgang anbelangt, so trifft auf ihn das geflügelte römische, also lateinische Sprichwort zu: De mortuis nil nisi bene – ganz ohne Tod frei übersetzt: Alles, nur keine schlechte Nachred´.

An dieses geflügelte Wort haben sich alle Beteiligten derart strikt gehalten, dass diese in ganz anderem Sinne „letzten Grüße“ sich vor Lobeshymnen und Ruhmestaten des zuletzt immer unge- und auch unbeliebteren Sportchefs nur so triefen. Doch nicht erst seit den erfolgreichen Peking-Winterspielen, sondern schon viel früher, spätestens seit dem Ende der Ära von Schröcksnadel, der sich auf Giger in welcher Rolle immer eingeschworen hatte, gab´s immer mehr Widersprüche, Gegensätze und Widerstände gegen den autokratischen Sportdirektor. Schon seit Wochen, wenn nicht Monaten hatte man hinter vorgehaltener Hand wachsende Kritik an Giger und seinen Alleingängen hören können, begleitet von: Psst, lieber nichts sagen, weil Schweigen Gold, Reden aber Silber, wenn nicht gar ein Schuss ins eigene Knie sein könnte.

Wenn man allenthalben liest, dass die Führung des Skiverbandes quasi zerbröselt, dass also im Umkehrschluss dieser These der ÖSV ein führungsloses Unternehmen geworden wäre, dann hieße das, sich in die Irre führen zu lassen. Mit ganz wenigen Ausnahmen sind ja jene, die den ÖSV – auch auf sanften Druck von innen wie außen – verlassen haben, seinerzeit sozusagen von Giger geholt worden wie etwa Christian Mitter mit Abfahrtscoach Florian Scheiber (statt Roland Assinger), wie Patrick Riml (ein Alpinchef ohne Portefeuille), wie zuletzt der neue Biathlon-Coach Vegard Bitnes aus Norwegen, der schon einmal hier gewerkt hatte, mit dem aber niemand arbeiten wollte und der auch in den USA zuletzt nicht erfolgreich war.

Wie ich nicht aus erster oder zweiter, aber doch berufener dritter Hand erfahren habe, sollte darob der zuletzt allumfassende Wirkungsbereich eines allmächtigen Sportdirektors ziemlich eingeschränkt werden, was Toni Giger offenbar mit sich und seinem Renommee nicht hatte vereinbaren können. Er soll also vor der Alternative gestanden sein, nur noch eine nicht einmal halbe ÖSV-Portion zu bleiben oder sich – so vermuten Insider der Ski-wie Skiproduktions-Szene – eine naheliegende neue Herausforderung zu suchen, womöglich mit der Energie eines Unternehmens, die auch Hirscher & Co. beflügelt hat.

Statt Ende mit Schrecken also wartet ein neuer Anfang auf Toni Giger, der zweifellos seine Meriten mit einer buchstäblich goldenen Generation von Maier, Eberharter, Fritz und Pepi Strobl, Knauß, Schifferer, Salzgeber, Raich, Matt, Pranger, Schönfelder, Reichelt, Gruber, Grugger, Kröll und Walchhofer bis, ja bis Hirscher hatte. Die Erfolge, die er mit seinen Stars in diesen 1 1/2 Jahrzehnten erlebt und gefeiert hat, kann ihm keiner nehmen. Jetzt aber ist Zeit für Verband wie für seinen Ex-Sportchef, nicht mehr (in Zorn?) zurückzublicken, sondern mit realistischen Zielsetzungen da wie dort nach vorn zu schauen. Sag zum Abschied lieber leise im wahrsten Sinn des Wortes Servus – ohne Lobhudelei oder Krokodilstränen…

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