Die Gier, so sagt der Volksmund, ist ein Hund. Wo sie zu groß wird, kann man sich, weil der Biss fehlt, an ihr leicht verschlucken. Allzu viel, so sagt ein anderes Sprichwort, ist eben ungesund. Deshalb ist weniger eben oft mehr (wert). Kommt auch im Sport immer wieder vor. Ein Musterbeispiel dafür lieferte entweder aus eigenem Antrieb oder nach sanftem Druck der Ski-Bosse die bisher ziemlich konstante Steirerin Ramona Siebenhofer. Einerseits hat die ewige Vierte nach einigen Topresultaten natürlich eine mögliche Abfahrtsmedaille bei Olympia im Visier, andererseits eröffnete sich ihr durch die mehr oder weniger lange Verletzungspause der überragenden Speed-Queen Sofia Goggia die Chance, womöglich die kleine Abfahrtskugel zu holen. Um sich post festum nichts vorwerfen zu müssen (oder zu lassen müssen), verzichtete Siebenhofer auf die zunächst angekündigte schöpferische vorolympische Pause, um in Garmisch in Abwesenheit weiterer Stars (Gut-Behrami, Shiffrin, Bassino, Gisin, Johnson, Mowinckel) mit Spitzenplätzen möglichst viele Punkte zu sammeln.
Was dabei herausgekommen ist, hatte sich schon mit schwachen Trainingszeiten abgezeichnet, die zu einem „vermurksten Rennen von oben weg“ und einem für sie indiskutablen Resultat und ernüchternden Selbstzweifeln führten. Ja, so kann´s gehen, wenn selbst auferlegter oder oktroyierter Erfolgshunger und Erwartungsdruck den ganz normalen Kampf in Krampf verwandeln, mit dem die nötige Leichtigkeit des Seins und die schnellste Linie verloren gehen. Wenn sie mich fragen, dann wird´s schon einen (vernünftigen) Grund gehabt haben, warum Ramona vor der letztlich fatalen Entscheidung, sich auf dem Umweg zu den Peking-Spielen noch schnell beim Garmisch-Weltcup zwischen zwei Stühle zu setzen, eigentlich pausieren und den Akku hatte aufladen wollen.
Und wenn sie mich fragen, dann gibt´s halt in einem olympischen oder einem WM-Winter andere und klare Prioritäten als in einer ganz normalen Weltcupsaison mit dear großen und den kleinen Kugeln. Wie gesagt und nicht nur Ramona, sondern auch dem ÖSV, der gerne von überall jeden einzelnen Weltcuppunkt mitnehmen würde, sei ins Stammbuch geschrieben: Man kann nicht alles auf einmal haben. Und weder zwei Herren, Pardon: Zielen auf einmal dienen. Oder zwei Fliegen auf einem Schlag treffen. Wie eingangs erwähnt und den Volksmund zitiert: Die Gier ist ein Hund, an dem man sich leicht verschluckt. Darüber kann auch der erste Podestplatz der jahrelang verletzten Conny Hütter nichts ändern, einer Weggefährtin von Siebenhofer …