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Die Metamorphose des Djokovic: Als Tennisheld auch Publikumsliebling

Ja, wie macht das nur Djokovic, dass er wiederum nicht nur mit einem Bein draußen ist und ausgelaugt, erschöpft, total fertig und auch mental am Boden zu sein scheint und nach 4:39 Stunden eines wieder denkwürdigen Schlagabtauschs mit dem Argentinier Francesco Cerundolo doch wieder mit beiden Beinen im Viertelfinale der French Open steht? Hat der Serbe, von dem zu befürchten schien, dass er das Handtuch wirft, weil er manch Bällen nicht einmal mehr nachlief, seinem Nickname entsprechend etwa gar einen Joker, den er einsetzt, wenn nichts mehr geht? Allem Schmerz zum Trotz hat er das vermeintlich so gut wie verlorene Match bei 2:4 im vierten Satz dann im wahrsten Sinn des Wortes doch noch übers lädierte Knie gebrochen, um es zu mit einer fast für ausgeschlossene Energieleistung zu drehen und zu gewinnen.

Eine sportliche Metamorphose, begleitet von einem Stimmungswandel vorerst einmal bei den Pariser Tennisfans, was die Einstellung zur Person Djokovic betrifft. Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass aus einem der ungeliebten, wenn nicht bestgehassten Topstars Tennisszene ein neuer Publikumsliebling geschlüpft ist, der in Abwesenheit des früh gescheiterten, gerade heute 38-jährigen Rafael Nadal in die Rolle eines kriegerischen Kämpfers geschlüpft ist, der noch so angeschlagen sein kann, aber nicht ans Aufgeben denkt, sondern an die Zuschauer appelliert, ihn gerade in dieser Phase zu unterstützen. Und seit er sich dafür im fließenden Französisch expressiv verbis bedankt hat, ja sogar sagte, dass er die Wende und den Sieg nur ihnen zu verdanken habe, fliegen dem Buhmann von gestern inzwischen die Herzen zu.

Man darf gespannt sein, ob sich der Serbe bis zum Viertelfinale von den beiden alles in allem neun Stunden langen Kraftakten so gut erholen kann, um weiter im Rennen um seinen 25. Grand-Slam-Titel zu bleiben. Mit dem 370. Einzelsieg in einem Grand Slam hat er jedenfalls endgültig Roger Federer als Nummer 1 abgelöst. Wie weit immer noch das Perpetuum Mobile jetzt in Roland Garros kommen mag, einer der größten und sicherlich der erfolgreichste Spieler der Tennisgeschichte ist der Mann, der inzwischen im Not- und Ernstfall den (D) Joker zieht, auch von der Statistik her auf jeden Fall. Jetzt er dabei, sich abseits der serbischen Fan-Gemeinde im Spätherbst der Karriere vom verbissenen Unsympathler und sogar Buhmann in einen lange genug Helden mit Mutterwitz zu verwandeln.

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