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Die neue Normalität, die auch manch Tatsachen gerne verdreht

Entschuldigen Sie bitte, wenn ich mich eines Trends annehme, der mir langsam, aber sicher immer mehr aufstößt. Es geht darum, vor allem die jüngeren Semester meiner Branche sozusagen ans Gängelband zu hängen oder mit Halbwahrheiten, Fehl- oder Nullinformationen zu versorgen, wenn nicht zu füttern. Die Online-Krone etwa setzte sich selbst eine auf, indem sie plakatierte: Tennis-Welt staunt über Weltrekord von Zverev! Wieso? Was hat er Sportliches geleistet? Phänomenales vollbracht? Schneller aufgeschlagen als je ein anderer? Mehr Asse geschlagen? Nein, nein – nie zuvor hat einer zu so später, nein früher Morgenstunde, nämlich um 4:54 Uhr, Acapulco-Zeit, ein Match gewonnen! Der Weltrekord an unverantwortlicher Dummheit, so würde ich meinen, war´s wohl, ein Tennismatch um 1.30 Uhr beginnen zu lassen. Denn das, mit Verlaub, hat nichts mit Latino-Lebensgewohnheiten zu tun…

Szenen-, Orts- und Disziplinen-Wechsel vom der Filzkugel zum Fußball, von Mexiko nach Italien und, ja endlich wieder einmal zu unser aller Arnie, also Arnautovic, dem beim 2:1 von Bologna gegen La Spezia ein Doppelpack gelungen war, der neun Spiele lange Nullnummern, begleitet von herber Medien- und sogar leiser Kritik seines Trainerfreundes Sinisa Mihajlovic, beendete. Die gleichen Italo-Reporter, die den Arnie noch als lahmen Gaul und Steh- statt Primgeiger verdammt hatten, machten einen verbalen Salto vorwärts: „Arnautovic ist eine Furie!“ Nachsatz: „Der Trainer weiß, was er an ihn hat – er macht den Unterschied!“ Hoffentlich auch in naher Zukunft, denn auf Platz 13 ist Bologna noch nicht aller Abstiegssorgen los… Und wir Österreicher können den besten Arnie, den es gibt, ja auch noch für das WM-Play-off dringend brauchen. Am besten als „furiosen“ Doppelpack …

Da auch ein Schuss Herz-Schmerz nie fehlen darf, nahm man sich auch der lädierten, in die Jahre gekommenen Skisprung-Exweltmeisterin Daniela Iraschko-Stolz an, die im Herbst ihrer Karriere mit schwindender Sprungkraft und verschwindenden Podestplätzen als Schanzen-Heldin hingestellt wird, die die (Knie)Schmerzen verbissen hat, um in Peking zumindest der Mannschaft auf die Sprünge zu helfen. Von Rücktritt aber will die 38jährige, die vor 11 Jahren in Oslo die WM-Goldene gewonnen hatte, vorerst noch nichts wissen, der traumhafte Ikarus-Effekt wäre noch so groß, dass sie auch mit runderneuerten Beinen weitermachen würde. Es sei denn, der Körper würde nein sagen. Da auch via TV unübersehbar war, dass Frau Daniela mehr hinkt als gerade geht, sollte ihr irgendjemand ins Gewissen reden, das Schicksal nicht mit einem Superlativ an Risiko herauszufordern.

Denn dabei, das sei auch angemerkt, würde ihr auch der neuerdings vom ÖSV-Sportdirektor (für alle Branchen) Toni Giger hochgelobte, neuentdeckte „Team-Spirit“, der Synergiewirkung für Konkurrenzdenken setzt, kaum helfen. Und was den sogenannten neuen rotweißroten Team-Geist betrifft, den Giger in den Olymp in seiner Peking-Bilanz in den Himmel hebt, so hab´ ich da so meine mehr als nur leisen Zweifel. Bei allem Respekt vor der Intelligenz des Mathematikers Giger – ich glaube immer noch, dass die besten und erfolgreichsten Einzelsportler ohne Neigung zur Egomanie nie und nimmer gewonnen hätten, was sie gewonnen haben. Und damit geworden sind, was sie sind. Aber wer weiß, vielleicht ist das in der neuen Normalität inzwischen alles anders. Und nicht mehr normal, was einmal normal war. Auch als ganz normaler Wahnsinn, der sich mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. Auch in den Medien.

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