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Die vielen Ungereimtheiten rund um Peng Shuai, das Peking-Opferlamm

Gut möglich, dass ich mich da oder dort unbeliebt mache, wenn ich noch einmal das unselige Thema um die nach einem Me-Too-Outing angeblich verschwundene und angeblich nur mehr oder weniger „virtuell“ wieder aufgetauchte Chinesin Peng Shuai aufgreife – und dabei auch einige Fakten anspreche, die ganz bewusst nicht angemerkt, sondern ganz bewusst verschwiegen werden. Wie allseits bekannt, hat Frau Peng Shuai einen ehemaligen Vizepremier, also einen Oberbonzen des KP-Regimes unter dem Oberboss Xi, ganz ungeniert und ganz öffentlich über soziale Medien sexueller Übergriffe bezichtigt, worauf sie untergetaucht und verschwunden war, ehe sie in einem von den Deutschen und der Women´s Tennis Association (WTA) scharf kritisierten Video-Interview mit dem IOC-Präsidenten Thomas Bach wieder leibhaftig zu sehen war.

So weit, so gut oder schlecht, was man auch punkto WTA so sehen kann, die den Chinesen ihre großen Turniere entzog. Übrigens im Gegensatz zur ATP, die an den vier China-Turnieren im Kalender 2022 festhielt! Na, da bin ich schon gespannt, ob es angesichts dessen wieder zu einem der neuerdings so beliebten “Gender-Bashings“ kommt, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf, nicht wahr. Das Thema hat inzwischen, wie man den alle paar Tage wieder aufgebauschten Geschichten entnehmen kann, eine Eigendynamik bekommen, wobei immer wieder auch die Forderungen nach einem Boykott der Olympischen Winterspiele laut und sogar Erinnerungen an die Hitler-Spiele 1936 geweckt werden.

Ich meine, dass man die Kirche (wenn man noch sagen darf) im Dorf lassen sollte, um einigen interessanten Fakten auf den Grund zu gehen. Tatsächlich stellt sich ja die Frage, warum die WTA mit ihrem Vorsitz derart auf die Barrikaden steigt, obwohl sich ja Peng Shuai seit Februar 2020 vom Turniertennis zurückgezogen hat, also gar nicht mehr aktiv ist. Und sie macht sich zudem auch für eine Spielerin besonders stark, die von ihr selbst (oder dem Fairplay-Code) wegen Anstiftung zum Rückzug der Partnerin von einem Grand-Slam-Turnier für einige Monate gesperrt worden war. Das sind belegte Fakten, die sich nicht einfach so wegwischen lassen.

Die in Ungnade gefallene Peng Shuai (linkes Bild r.) beim Pokalkuss und Siegesjubel mit Taiwans Hsieh su-wei.

Was für Peng Shuai – wie übrigens viele andere, meist ehemalige Sportlerinnen – nach ihrem Rückzug aus der Szene und der Rückkehr von ihrer langjährigen Wahlheimat Florida in die KP-Diktatur China zum Outing mit Folgen bewogen hat, muss ja wohl irgendeinen Background haben, der sich aber meiner Kenntnis entzieht. Sehr wohl bin ich mir aber dessen bewusst, dass es da möglicherweise auch ganz andere geopolitische Hintergründe geben könnte, wenn man bedenkt, dass China wegen der als ihr Besitz reklamierten Insel Taiwan die Muskeln spielen lässt, um militärisch mit dem Säbel zu rasseln. Taiwan, dieses aus Peking-Perspektive amerikanisch-westliche „Beutegut“, ist dem Riesenreich der Mitte ein immer schmerzlicher werdender Dorn im Auge.

Und da dem so ist, wie es auch die politische Aktualität bestätigt, hat sich Frau Peng Shuai natürlich nicht nur des vorgeblich „übergriffigen“ Ex-Vizepremiers wegen alles andere denn zu einem Lieb(es)kind der Bosse und Bonzen gemacht. Die gute, jahrelang im Ausland lebende Peng hat die meisten ihrer tollen Doppelerfolge, unter dem vollen Dutzend auch zwei Grand-Slam-Titel, nämlich just mit –  ja, mit einer Taiwanesin namens Hsieh Su-wei (!) als (ungeliebter) Partnerin errungen. Darauf kann sich jetzt jeder, der politisch Eins und Eins zusammenzählen kann, (s)einen Reim machen. Man sollte schon aufpassen, nicht jeder Propaganda von welcher Seite immer, auf den Leim zu gehen. Oder Peking-Enten um ein Opfer-Lamm zu goutieren, die wie meist hierzulande mit echten nichts zu tun haben. Und das ist keine Verschwörungstheorie. Was die ATP, die einen China-Boykott strikt ablehnt, ja indirekt bestätigt. Und wer sich der TT-Diplomatie in den 70er-Jahren erinnert, der weiß, wie groß der Einfluss des Sports auf die Politik ist. Und vica versa. Manchmal sind sie gar schon eins…

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