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Dominic Thiem und die „Aufbruchstimmung“

Jetzt wird´s wirklich ernst! Endlich! Dominic Thiem gibt nach wochenlanger Pause sein Comeback. Auch das mediale Aufatmen ist so tief, dass man sich bei manch Formulierungen in royale Zeiten der Hochwohlgeboren versetzt fühlt. Na ja, ist schließlich immerhin ein Tennis-Kronprinz, um den es sich beim „Domi“ oder „Dominator“ handelt. Also geht´s nicht einfach nur ab zum Millionenturnier nach Madrid, nein: Thiem ist Freitag nach Spanien aufgebrochen, selbstredend mit Gefolge in Person von Coach Nicolas „Nico“ Massu, der ihm in Australien der Quarantäne wegen gefehlt hat, mit Physiotherapeut Alex Stober und wem auch immer aus familiärem Kreis.

Wenn´s nach Sportwissenschaftler Michael „Mike“ Reinprecht geht, der die letzten Checks durchgeführt hat, mit sehr guten körperlichen Werten. Wenn´s nach Betreuer Massu geht, dann allerdings mit nicht zu hoch gesteckten Erwartungen ohne Spielpraxis auf hohem Turnier-Niveau. Die nämlich ist auch durch härteste Vorbereitung und bestes Sparring mit Daviscup-Partnern wie Ofner oder Rodionow ganz einfach nicht zu ersetzen. Also heißt das aktuelle Motto: Lassen wir uns überraschen, was Thiem draufhat, wenn er nicht Bälle mit Freunden wechselt, sondern in einen knallharten Ballwechsel um womöglich entscheidende Punkte verwickelt wird, bei dem es auch gilt, mentale Stärken auszuspielen.

Wenn ich mir den Vergleich erlauben darf, so handelt es sich nämlich ganz ohne hochwohlgeboren beim Schlagabtausch im Tennis um die sublimierte Form von Boxen – ohne Handschuhe, Mundschutz und Seil-Geviert, aber mit Ball und Racket und auf linien-begrenzten Sand- oder Hartplatz. Und wie beim Faustkampf, so gibt´s auch im Tennis so etwas wie einen „lucky punch“, also einen Volltreffer, ob Vorhandpeitsche oder Rückhand-Topspin, ob Passier- oder Stoppball, ob Smash oder Netzroller, der im falschen oder richtigen Moment alles mit einem Schlag verändern kann, weil er Moral bricht oder Momentum aufbaut. Die Matches, die sich auf diese Weise ebenso sensationell wie entscheidend total so gedreht haben, sind längst Legion.

Über das technische Rüstzeug, das der bei Günter Bresnik jahrelang bestens ausgebildete Dominic Thiem mitbringt, brauchen wir ja nicht zu diskutieren, da kann er es mit den Allerallerbesten aufnehmen, gar keine Frage. Aber die beste Basis allein ist bei der heutigen Dichte im Welttennis noch lange nicht gut genug, um auch zu gewinnen. Erst recht, wenn man als Nummer 5 der Welt zum Auftakt des Turniers ganz sicher auf einen hungrigen Ungesetzten trifft, der alles riskieren kann, weil er nichts zu verlieren, sondern nur gewinnen kann.

Darum wär´s für Thiem nach verpatztem Saisonstart und sechswöchiger Turnierpause extrem wichtig, möglichst schnell ins Spiel und zu seinem Rhythmus zu finden, damit er die erste Hürde, welch Namen immer sie trägt, zu überwinden. Kein Dopi8ng kann so effizient sein wie Erfolge, die mit Selbstvertrauen auch Selbstverständlichkeit stärken. Und so zum Steigbügel neuer und weiterer Siege werden. Das ist es, was Thiem in Madrid dringend braucht, um über Madrid und Rom die Topform für die French Open zu finden. Darauf kommt´s im Final Countdown nach Roland Garros jetzt an. Hoffentlich stimmt die Aufbruch-Stimmug. 

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