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Ein letztes, aber wohl zu spätes Hurra für Judo-Legende Sabrina Filzmoser

 Hätte unser Chefolympier geahnt, welch Zentimeterdrama sich im Swimming Pool abspielen und welch Solo sich am Fuße des Fujiyama zu einem sensationellen Triumph zuspitzen würde, er hätte als IOC-Zampano unsere Anna Kiesenhofer am Fuji-Kurs mit Gold dekoriert statt den Auböck-Bezwingern gratuliert. Bad luck. Blöd gelaufen. Und weil ja Feiern bei diesen rundum tatsächlich fernöstlichen Sommerspielen sowieso kein Thema ist, kommt mir irgendwie vor, dass das Gold-Anna-Kapitel über Nacht zumindest vorübergehend gleich wieder zugeschlagen wurde, um ein neues, eigentlich altes, aber umso emotionaleres, sentimentales aufzuschlagen.

Und welches, so werden mich viele vielleicht jetzt fragen? Worum geht´s? Um noch eine weitere Sensation, mit der wir der olympischen Welt ein Loch geschlagen haben? Irrtum, meine geneigten Bog-Leser, Irrtum. Diesmal geht´s um den Abschied einer gute zehn Jahre älteren Sportlerin, also 41jährigen, seit zwei Jahrzehnten bekannten, aber seit zehn Jahren eigentlich nur noch peripher erfolgreichen Judo-Ikone, der früheren Europameisterin und zweimaligen WM-Dritten Sabrina Filzmoser.

Trotz Kreuzband- und Meniskusrissen im Vorjahr hatte sie sich auf die Matte zurückgekämpft und – den Weltverbands-Regeln sei es gedankt, dass man Weltranglistenpunkte für einige Zeit mitnimmt – und übers Ranking den Quotenplatz ergattert. Aber jeder wusste nach Adam Riese, dass es für die tolle Kämpferin (auch für humanitäre Rechte) in der Judo-Wiege Tokio so gut wie keine Perspektiven geben würde, da der Zahn der Zeit samt großen Abnützungserscheinungen schon zu viele Spuren hinterlassen hatte. Und so kam´s, wie es kommen musste, die vagen Filzmoser-Hoffnungen oder besser: Illusionen, wurden von der Holländerin Verstagen spätestens im Golden Score des Erstrunden-Duells aufs Kreuz gelegt.

 

Dass sich mit der Judo-Welt vor allem die Töchter und Söhn Nippons vor dem letztlich doch gestoppten österreichischen Perpetuum Mobile des Judosports verbeugten und verneigten, das entsprang auch einem Akt japanischer und Judo immanenter Höflichkeit. Dass Filzmoser darob gerührt war, das war und ist verständlich, weil es für eine (n) Judoka wohl nichts Schöneres geben kann als ein letztes Hurra bei Olympia und noch dazu in Tokio.

Das war und ist berührend, emotional und sentimental, was die 41jährige Kämpferin in Diensten der Polizei betrifft, gar keine Frage. Wer aber die sportliche Bergab-Spirale verfolgt hat, in die Filzmoser seit ihrem letzten Weltcupsieg vor sieben Jahren (Baku) gerutscht war, der hätte eher gewünscht, dass sich die allseits geachtete, willensstarke Himalaya-Himmelstürmerin, Nepal-Trekkerin und Helikopter-Pilotin in den Dienst der jüngeren Generation stellt statt Illusionen zu spinnen.

Wer weiß, ob mit einer Sabrina Filzmoser in der Betreuer-Rolle statt Tränen der Rührung womöglich Freudentränen um eine Nachfolgerin gekullert wären, wer weiß. Ungelegte Eier. Aber so ist das oft im heimischen Sport, wenn die richtigen Leute zur falschen Zeit am richtigen Platz sind. Oder umgekehrt. Es aber gottlob auch ein paar Ausnahmen von der Regel gibt, die zum Beispiel Anna K. heißen. Früher hat soll sie, so hört man, auf der Kirchenorgel in Niederkreuzstetten gespielt haben. Jetzt kann sie ein Te Deum für Olympia anstimmen!

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