Und wieder hat Rotweißrot bei der Nordischen WM in Trondheim eine Medaille gewonnen, allerdings wieder die falsche, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Nach den Seriensiegen dieses Winters und einem Triple-Sieg in der Vierschanzentournee muss man schon ein Weltmeister im Schönfärben sein, um knapp gegen Norwegen erkämpftes Mannschaftssilber im Teamspringen als tollen Erfolg hochzujubeln. Noch ist Gold weiterhin ein Traum, der leider Tag für Tag fast alptraumartig geplatzt ist. Und von Tag zu Tag verdünnen sich die Chancen, dass sich das bei sinkendem Selbstvertrauen unserer Springer und Kombinierer, verbunden mit immer größerer und breiterer Brust der Elche, Slowenen und Deutschen ändert.
Auch ich bin der Meinung, dass da im Countdown zur Trondheim-WM in der Höhle des Löwen einiges schief gelaufen sein muss, was aber durch Mehrfachsiege im Weltcup übertüncht oder in der irrigen Ansicht ignoriert wurde, dass unseren haushoch überlegenen Adlern sowieso niemand die Flügel stutzen würde. Ein Vor- und Fehlurteil, das in der ersten WM-Woche leider zu unseren Ungunsten korrigiert wurde.
Auch wenn ich mir dabei, wie es der Volksmund nennt, vor allem bei den Verantwortlichen im Skiverband einen Schiefer einziehen sollte, so möchte ich doch für meine Begriffe falsche und darum auch jahrelang unbeachtete Prioritäten kritisieren. War und ist´s wichtig und vorrangig, des Welt- und Nationen-Cups wegen fast alles an Bewerben mitzunehmen, auch wenn sie der Reihe nach in verschiedenen Kontinenten stattfinden, einmal im Sapporo in Japan mit 9 Stunden an Zeit-Unterschied, dann wieder jenseits des Atlantiks in Lake Placid mit 6 Stunden in die andere Richtung. Motto: Nur ja keine Pünktchen auslassen, nur ja kein Podest verpassen. Und die Muskeln spielen lassen.
Das Cheftrainer-Team war übrigens zum Großteil nicht mit von dieser doch strapaziösen Partie, sondern lieber daheimgeblieben. Offenbar sekundär, ob der Athleten Geist und Körper dabei mitspielen. Dabei hab´ ich mich daran erinnert, dass in früheren Glanzzeiten die heimischen Adler vor Medaillenkämpfen oft vom Winterschnee an Meeresstrände wechselte, um einerseits den Akku aufzuladen, zum anderen aber schneehungrig und tatendurstig zu werden.
Aber mit den Seriensiegen von Tschofenig, Hörl und Kraft hat man in einem Winter, in dem das wichtigste Highlight eine WM ist und bleibt, offenbar auf diese einst sehr effiziente, erfolgsträchtige Abwechslung vergessen. Und so gab´s in Trondheim zumindest bis heute für die eher gestutzten Adler die Quittung mit verlorener Topform und verpassten Goldmedaillen. Das ist die Realität, die man nicht ins Gegenteil verkehren kann, ohne seich selbst in den Sack zu lügen.

