Reden wir nicht vom vielleicht besten FC Bayern, den es seit vielen Jahren gab – und der trotzdem anfangs gegen Lyon mehr Glück als Verstand brauchte. Das Glück des Tüchtigen, wie es so schön heißt, der dann seine Tüchtigkeit und Tugenden souverän ausspielte. Seien wir froh, dass diese Bayern derzeit nach dem Triple (Meisterschaft, Cup, Champions League) greifen und nicht wie ihre künftigen Bundesliga-Gegner Dortmund oder Werder gegen unsere Bundesliga-Klub testen. Wäre dem so, es müsste – abgesehen von den Salzburg-Bullen, die in unserer Dorf-Liga in ihrer eigenen Liga spielen – allen angst und bang werden angesichts des Klasse(n)-Unterschieds, der sich da auftut.
Natürlich weiß man nicht so ganz genau, wer sich gerade in welcher Vorbereitungsphase befindet, dennoch aber treiben einen die erschreckenden Test-Resultate den Schweiß auf die Stirn. Altach gegen Dortmund 0:6, Austria gegen Dortmund 2:11, LASK gegen Fast-Absteiger Werder Bremen 1:4, summa summarum also 3:21. Andersrum und ohne Umschweife gesagt: In den schönsten Regionen mit der besten Bergluft Österreichs dienen rotweißrote Klubs den deutschen Nachbarn als Prügelknaben und Schießbudenfiguren, bei denen sie sich austoben können. Test hin, Vorbereitung her, diese ungleiche Kräftemessen sollten allen Verantwortlichen in ÖFB und der Bundesliga insofern die Augen öffnen, dass man mit dem wachsenden Trend zu Dorf-Mannschaften und zu einer Dorf-Liga bei allem Respekt vor einzelnen lokalen Investoren international ganz sicher auf dem Holzweg ist.
Was passiert mit all den Kleinen, die den Großen aus deren Schwäche/Schuld kurzfristig über den Kopf gewachsen sind, wenn ihnen aus welchen Motiven immer die privaten Gönner/Geldgeber abhanden kommen? Was wird dann aus mit allem Drum und dran ausgestatteten Fußball-Kleinstadien, wenn der Klub nicht mehr oben umrührt, sondern irgendwo im Niemandsland mit einer Handvoll an treuen Fans dahin dümpelt? Wie schnell so was gehen kann, wenn sich ein Verein übernimmt bzw. an jemanden ausliefert, das hat man ja beim SV Mattersburg samt seinem erst gefeierten Förderer, jetzt verteufelten Halsabschneider erlebt.
Was mir und vielen Gleichgesinnten bei, in und für unserem (Bundesliga-)Fußball fehlt, das sind weitblickende Ziele und auch enge, regionale Grenzen und Rivalitäten sprengende Visionen, wie man mit einer Konzentration der spielerischen Kräfte, der finanziellen Ströme, der budgetären Möglichkeiten und der vorhandenen, oft ungenützten Top-Arenen das Maximum herausholen könnte. Aber dabei stellt sich die Frage, ob sich in der Fußball-Bürokratie und deren Administration irgendwann Funktionäre mit Weitblick und großem Horizont gegen letztlich kleinkarierte Großmann-Sucht durchsetzen können.
Wie eingangs am Beispiel der Salzburger erwähnt – Leute mit einem nicht nur finanziellen Potenzial vom Schlage eines Didi Mateschitz sind halt leider nur Ausnahmen von der Regel, dass das abgetragene Hemd den meisten näher ist als der schöne, teure Rock. Und weil die meisten lieber so denken, drehen wir uns im Kreis. Und wursteln einfach so weiter, auch wenn´s wie zuletzt von 1:4 über 0:6 bis 2:11 eine nach dem anderen auf die Rübe gibt. Und dabei sind uns (als Sparringpartner) in diesem Corona-Sommer noch die Bayern als Test-Gegner erspart geblieben. Gnade Gott, die würden es halbwegs ernst meinen. Nicht auszudenken, was dann wenn…?