Gratulation an Vinzenz Johann Höck, dem österreichischen Herrn der Ringe. Der Grazer hat wieder einen historischen Meilenstein gesetzt. Nach Universiade- und EM-Silber, nach vier Weltcupeinzel- und Gesamtsieg erreichte der Innsbrucker (unter Trainer Koudela) aus Graz als erster Österreicher im fernen Japan ein WM-Gerätefinale. Aber nicht etwa, dass er sich gerade noch unter die Top 8 geschmuggelt hätte, nein: Höck schaffte unter etwa hundert Ringe-Turnern den Einzug in den Medaillenkampf am Samstag (12 Uhr, SMEZ) als Dritter der Qualifikation. Auch ohne Olympia-Teilnahme, die nur via Mehrkampf oder Team möglich gewesen wäre, war´s die Krönung einer Saison, in der sich „Vinzi“ ein ums andere Mal selbst übertraf. Und in seinem Schatten auch andere Turner zu einem „Felgaufschwung“ animierte wie den Teamkollegen Alexander Benda, der immerhin auf Mehrkampf-Platz 25 zumindest vorderhand erster Reservist für das Finale war.
Ja, man muss den heimischen Turnern und dem Turnverband, der trotz ständiger Verbesserungen medial ein unverdientes Schattendasein führt, zum Fortschritt auf breiter Basis gratulieren, schließlich war Rotweißrot auch in Tokio (Elisa Hämmerle) dabei und bei der aktuellen Japan-WM mit Marlies Männersdorfer sogar im Mehrkampffinale der Top 24 vertreten, ganz zu schweigen von Finalplätzen auch abseits von Höck da und dort im Weltcup. Das sind Erfolge, von denen Österreichs Turnsport vor einigen Jahren nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Und davor muss man als Beobachter der Szene den Hut ziehen. Chapeau!
Gerade darum gilt meine Gratulation ganz besonders der Bundessport Ges. m. b. h. mit ihrer weitblickenden Geschäftsführung, dass sie den – vor allem in Wien – unter teils katastrophalen Rahmenbedingungen trainierenden Turnern samt Verband mitten im Aufstieg die Förderungen ganz schön gekürzt haben – er bekommt jetzt um das Fünftel weniger, um das er (wenn nicht mehr) besser und auch dank des Herrn der Ringe international salonfähiger geworden ist. Ähnliches gilt übrigens auch für den Schwimmsport mit Triple-Olympiafinalist und EM-Vize Felix Auböck), der sich gar nicht der Unterstützungen wie des Baus fehlender 50m-Hallenbäder erwehren kann.
Na ja, wäre ja gut möglich, dass jetzt nicht mehr nach den Gesetzen der Vernunft, sondern den neuen Regeln der Social Media das Geld ganz anders verteilt wird. Trotz aller Forderungen nach der täglichen Turn- oder Bewegungsstunde nicht mehr ans Turnen, sondern im Sinne eines der heimlichen Matadore des heimischen Spitzensports, der Name tut wahrlich nichts zur Sache, zum American Football oder aber zum Dart-Crack Suljovic. Aber vielleicht kommt einer der Bundessport-G. m. b. h.-Capos seiner Affinität zum Racket halber auch auf die Idee, das Preisgeld-leere Sackerl von Dominic Thiem mit einem kleinen Dankes-Obolus von Staatswegen zu füllen. Ja, warum auch nicht – hierzulande ist fast alles möglich und fast nichts ausgeschlossen. Aber eins sei gemerkt: Gegen Herren der Kassen ist auch ein historischer Herr der Ringe machtlos.