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Gewandelter (Sport) Journalismus, Doppelmoral bei gefallenen Helden

Das Leben, so sagt man, sei ein Lernprozess. Da dem so ist, wie es ist, lernt man nie aus, in welchem Bereich immer. Auch im Sport. Und erst recht im Sportjournalismus, dessen Wandel ich seit 1964 hautnah miterlebt hab im Kleinen wie im Großen, im technischen Fortschritt, der mitunter just  bei Olympia oder Weltmeusterschaften zur Verzweiflung vieler Kollegen wie meiner selbst auf erste Proben gestellt wurde. Am Anfang standen noch simple Resultats-Bestandsaufnahmen zum einen oder mitunter auch schon feuilletonistische Betrachtungen ehemaliger Schreib-Ikonen, ehe die Sportberichte neue Fahrt aufnahmen. Natürlich auch dem täglichen Konkurrenzkampf geschuldet, der nach möglichst vielen Original-Zitaten, Kurz-Interviews und nach griffigen Titeln wie Knallbonbons verlangte.

Inzwischen alles längst Schnee von vorgestern, seit die digitale Herrschaft von Facebook über Instagram bis You-Tube mit nicht einmal halbgebildeten Influencer: Innen die Social-Media-Macht mit allem Drum und Dran übernommen und alles, was einmal war oder gegolten hatte, durch den Wolf dreht. Begonnen nat das schon lange vorher mit den Einkauf populärer Stars welchen Genres auch immer vor allem im Sport, wo Profis als nützliche Idioten die Ghostwriter für Promi-Kolumnisten spielen mussten.

Mittlerweile geht die Branche, die sich selbst ad absurdum führt, noch einen Schritt weiter, wovon ich  mich heute  bei der längeren Westbahnfahrt – leider ohne dem vom grünen Veltliner Kogsi angepriesenen ÖBB-Espresso – beim Studium von Zeitungen und Surfen im Internet überzeugen konnte. Ja, mittlerweile hat´s ein ehedem geschätztes Blatt mit Granden wie Meisel, Maier, Winheim als verlängerter Arm des Tennisverbandes geschafft, dass ein passsabler, aber keineswegs Überdrüber-Doppelspieler wie Lucas Miedler über sich selbst und die US-Open in einer eigenem Kolumne schwadroniert. Wozu also noch Journalismus, wenn man sich selbst als SportlerInnen der nächste ist und in der Tat keinen zweiten mehr braucht, um aus erster Hand zu berichten.

Viel subjektiver kann´s nicht sein als Aussendungen oder Berichte, über die man nur den Kopf schütteln kann, wie sich so was in die Realität verirren kann.t. Ich versteh´ schon, dass ohne (Schleich) Werbung wenig bis nichts geht, aber was soll ich sagen, wenn ich im Countdown zum ITF-Damenturnier in La Ville (Mauer) lese, dass unser Tennis-Wonder Lilli mit von der Partie ist, jene French-Open-Juniorensiegerin, die das Amstetten-Finale gegen Sinja Kraus glatt verloren hat, die ihrerseits wieder in der 1. Runde der US-Open-Quali gescheitert ist. Ja, in welchem Wonderland leben wir eigentlich? Fräulein Tagger macht Hoffnung, aber Wunderkinder waren, um  in späteren Zeiten zu beginnen, in diesem Alter eine Graf, eine Seles, eine Capriati, eine Henin, der Sister-Act Williams etc.

Ja, die Parameter haben sich auch medial insofern dermaßen verschoben,  dass aus Nichts die halbe Welt gemacht wird, wobei wir  nicht nur schuldbewusst Mea Culpa sagen müssen, weil wir als kleiner Nachbar-Bruder uns ganz schön viel vom großen abgeschaut haben, der die deutsche (Sport) Welt täglich ganz nach seinem Geschmack ins „Bild“ setzt. Dort aber baben erfahrene Schreiber nicht Wortspenden von kleinen Fischen ins Deutsche übersetzen müssen, sondern wenigstens Gedanken von Granden in Kultkolumnen verwandeln dürfen. Und Millionenverschleuderer hin, Prozess und (relativ kurzer) Insel-Kerker her – der aktuell keineswegs erfolgreiche bullige Kult-Trainer Jürgen Klopp hat den immer noch kultigen Tennis-Superstar, sechsfachen Grand-Slam-, halben Olympiasieger (mit Feindesfreund Stich) und früh entlassenen Insel-Häftling Boris Becker bei seiner Sport-Bild-Laudatio in den Himmel gehoben, als wäre er schon immer ein Engel auf Erden gewesen. So emotional, dass Bobele die Tränen kamen…

Wir hingegen haben aufgrund einer nicht öffentlichen Aussage hinter verschlossenen Türen einer von Frau zu Mann gewandelten einstigen Tochter einer ehemaligen Freundin mit fast nestroyischem Namen/Bezug  dem unbequemen Gold-Peter, Judo-Doppelolympiasieger, Welt-, Europameister und Retter der Nation den (verspäteten) Prozess gemacht, auf Jahre mit Schwerstverbrechern hinter schwedischen Gardinen verschwinden und als vierfachen Vater und zweifachen Jungpapa forever zum Teufel in Menschengestalt erklären lassen. Auch dank eines eingespielten Medientamtams, das sich jetzt eher kleinlaut ein Scharia-Urteil mit Kurz-Echo aufs Aug hat drücken lassen. Ja, wir sind nicht nur im Sport, sondern dank eines unfassbaren Trio Infernal, Vizekanzler-Sportminister inklusive, schon im Wonderland gelandet! 

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