Was meinen heutigen Blog betrifft, so hätten sich angesichts des fröhlichen Drittabschlagens und Köpferollens (sicherheitshalber sei hinzugefügt im übertragenen Sinn) ja die Trainer-Rochaden im Fußball als eine der Optionen angeboten mit Pacult raus, Jancker rein als letzter Kärntner Schrei samt grünweißen Liebes-Gerüchten oder Heirats-G´schichten. Ich habe mich aber anders entschieden, nämlich für Tennis, aber dabei nicht für eine Betrachtung der Djokovic-Negativserie, die auch in Madrid weiterging, sondern den – wie es auf Neudeutsch heißt – von medialem Getöse begleiteten Comeback-Trail der nicht mehr ganz so rekonvaleszenten Vorarlbergerin Julia Grabher, von der ich höre, dass sie eine der konsequentesten Schwerarbeiter: Innen der Branche ist.
Seit Julia mittlerweile von Erfolg zu Erfolg und von Turniersieg zu Turniersieg eilt, hat die Berichterstattung euphorische Ausmaße angenommen, in der die bombastische Statistik eine wichtige, vor allem plakative Rolle spielt. Wenn´s der Überprüfung standhält, dann klingen ja 17 Siege in Serie ohne Satzverlust und drei gewonnene Turniere am Stück fast schon wie eine märchenhafte Rückkehr an die Weltspitze, wovon die Alemannin aus Dornbirn (wie Vorgängerin Paszek) allerdings bei allem Respekt als aktuelle Nummer 238 im WTA-Ranking noch ganz schön weit entfernt ist.
Womit wir dort angelangt sind, wo meine Wenigkeit als einer der Branchensenioren einhaken will. Leider hat es sich im Laufe der Jahre und im Kampf um Leser oder Klicks eingebürgert, dass gerne verschwiegen wird, auf welcher qualitativen Ebene solch bejubelte Siegesserien wie jene von Grabher verbucht werden – oder auch Erfolge mit peripherem Österreich-Bezug in anderen Sportarten. Natürlich muss man auch kleinere Turniere erst einmal gewinnen, aber es ist halt ein himmelhoher Unterschied, ob man bei einem Masters 1000 a la Madrid oder Rom spielt, ob bei einem anderen großen Turnier oder sozusagen in der dritten oder gar vierten „Regionalliga“ gegen weniger erfahrene, meist jüngere Aufsteiger: Innen. Andersrum: Zerrspiegel statt Spiegelbild der Wirklichkeit!
Was natürlich nichts daran ändert, dass wir auch im Interesse des heimischen (Damen) Tennissports der vorbildlichen Kämpferin Julia Grabher wünschen, dass sie es mit ihrem Ehrgeiz, ihrem Fleiß, aber auch ihrem Talent zur Selbstüberwindung schafft, das Rad der Zeit zurückzudrehen, um auch bei den ganz großen Turnieren mehr als nur den einen oder anderen großen Sieg zu feiern wie in besten Zeiten und Tagen vor ihren Operationen. Merks: Ein Körnchen ist und bleibt halt nur ein kleiner Teil der Wahrheit…

