Ich bin weder ein Negativist noch ein Nestbeschmutzer, sage: besser schreibe aber, was ich mir denke. Was das erste Länderspiel in Oslo gegen Norwegen betrifft, zugleich unsere Premiere im neuen Nations Cup, so war ich von der ersten Hälfte zum einen echt beeindruckt von Rotweißrot in Tiefschwarz, zum anderen entsetzt ob der destruktiven, offensiv inexistenten, fast unverständlich vier Jahre lang im eigenen Haus unbesiegten, ihrer Jungstar-Legionäre wegen aber hochgelobten Gastgeber. Wer gedacht hätte, ein Alaba und Arnautovic würden an allen Ecken und Enden fehlen, der hatte sich getäuscht – auch oder gerade ohne den beiden Freunden entwickelte die Foda-Truppe eine auf Bissigkeit, Pressing, aber auch Ballkontrolle selbstbewusster Legionäre aufgebaute Dominanz.
Wann nach dem 1:0 das 2:0 fallen würde, das schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Der Schein trog, was aber nicht nur oder weniger mit dem Ausfall des souveränen Neo-Kapitäns und Abwehrchefs Hinteregger zu tun hatte, sondern auch der Tatsache geschuldet war, dass man im Hinterstübchen die in jeder Hinsicht harmlosen Norsker fest im Griff und schon im Sack zu haben glaubte. Ein durch das 2:0 aus einem umstrittenen Elfer noch gesteigerter Trugschluss, der um ein Haar in die Hose gegangen wäre. Denn so einfach, leicht und schnell, wie es sich manch einer vielleicht schon gedacht hatte, gaben sich die (nicht nur) nordischen Recken keineswegs geschlagen. Irren kann unter anderen Umständen vielleicht mit einer Pleite enden …
Der Norweger neues Motto, dass liegt, wer steht, teils rücksichtslose Härte und neue Zweikampfstärke also, begann allmählich den Österreichern die Kontrolle über Ball und Spiel zu entziehen, davor nicht gekannten Duck aufzubauen und damit eine vor der Pause ungeahnte Gefahr heraufzubeschwören. Dass es nach dem Anschlusstor des Ex-Salzburger „Fußball-Heilands“ nicht noch einmal im Tor des Linz-Schlagers einschlug, da war auch mehr Glück als Verstand dabei. Nicht immer wird es uns lächeln, wenn wir uns auf vermeintlich gewonnenen Lorbeeren ausruhen wollen statt mit gleicher Konsequenz und voller Kraft das so vielversprechend Begonnene zu Ende führen.
Bei aller Achtung vor der Topleistung, die das Team vor der Pause in Oslo ablieferte, man darf nicht alles an diesem Abend quasi schönreden – und andererseits womöglich fatale Defizite im Überschwang eines Auswärtssieges ohne Auswärts-Atmosphäre totschweigen. Das ist vor dem Duell mit Rumänien am Montag die eine Quintessenz. Die andere Konsequenz aber sagt uns und auch Teamchef Franco Foda, dass die kompakte Einheit samt eingespielter Automatismen im Team zumindest so viel wert ist wie das diesmal fehlende A (laba)&A (arnie)-Promi-Duo, das mitunter in Selbstgefälligkeit bis Selbstüberschätzung nach Handlangern, Pardon: Adjutanten, ruft. Die Richtung im Nations Cup und in die Zukunft stimmt nur dann, wenn sie dem Beispiel der ersten Oslo-Hälfte folgt. Trotz 2:1 – der halbe Weg ist noch nicht das Ziel.