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Hammerlose für Ofner und Thiem spiegeln Stellenwert des Wien-Turniers

Zum Glück zog er als neue, wegen verlorener Wette mit Thiem frisch erblondete Nummer 1 im heimischen Tennis nicht selbst sein Hammerlos für die Erste Bank Open 500 mit Alexander „Sascha“ Zverev, das hätte Sebastian Ofner noch mehr geärgert als die Nicht-Glücksengerln Felix oder Adrian. Aber Ofner nimmt´s mit neuem Selbstvertrauen, wie es kommt, erst recht bei diesem Wiener 500er-Turnier, bei dem er als Neo-Top-50-Spieler wie auch Ex-Grand-Slam-Sieger Dominic Thiem (Nr. 86) nur als Lokalmatador dank einer von Turnierdirektor und Veranstalter Herwig Straka verteilten „Wildcard“ ohne Qualifikation mitspielen kann.

Dass sich die Stadt Wien am Samstag vormittags bei diesem Vorspiel zum größten, mehr als eine Woche dauernden, die ganze Tenniswelt bewegende Event durch den weithin unbekannten Sportsprecher des politischen Juniorpartners Neos vertreten ließ, ist ein eigenes Kapitel. Ebenso wie die Fertigstellung der neuen, in St. Marx-Erdberg geplanten Sport- und Eventhalle, die zunächst für 2025/26 geplant war, die aber jetzt, wenn´s gut geht, eher 2028/29 eröffnet werden soll. Und vorher kann Turnierboss Straka, der übrigens einst beim ATG-Graz seine Sportkarriere begonnen hatte, als eines der Mitglieder in höchsten ATP-Gremien höchstens akademische Vorgespräche führen, ob Wien als Veranstalter eines 1000er-Masters a la Madrid, Rom, Paris etc. überhaupt in Frage kommt. Wenn, so vermutet Straka. Boss von e/motion, nur bei neuer Halle und bei Aufstockung auf 10 Masters.

Der Lokalaugenschein bei der Auslosung für das Erste Bank Open 500 fand in der eigens für das Turnier aufgebauten Stadthallen-Dependance am Eröffnungstag des Wiener Eislaufvereins neben dem Konzerthaus am Heumakt statt. Ein neuer Trainings- wie Spielplatz zwar einige Kilometer entfernt vom Center Court, dafür aber nur wenige Schritte von Vienna-Marriott-Spielerhotel entfernt – und für Hardcore-Fans, die auch Qualifikanten und Doppel sehen wollen, gibt es nahe U-Bahn- und Tramstationen.

Was dem Volleyball recht ist am Heumarkt, einst goldenes Eis, kann dem Tennis wie den Veranstaltern um Herwig Straka nur billig sein, auch wenn es seinen (ziemlich teuren) Preis hat. Als er noch unter dem gesundheitlich angeschlagenen Peter Feigl als Turnierdirektor anno 2008 kam, befand sich das 250er nicht nur portlich in einer Abwärtsspirale mit immer weniger Topstars, die kamen. „Auch die Halle war oft halb leer!“

Dass der Wien-Tennisklassiker nicht auf einem Abstell- oder Nebengleis endete, sondern wieder auf Schiene gebracht werden konnte, dafür dankt Straka sowohl dem Doppelpack-Melzer, dem Comeback seines Klienten Muster und dem Aufstieg des Dominic Thiem, dessen Generationenduell mit Muster unter dem Motto: Domi gegen Tominator plötzlich wieder die Stadthalle ganz von selbst füllte. Und wo Tauben sind, dort fliegen Tauben bekanntlich zu. „Dann hat sich Tsonga in Wien verliebt, wir haben Andy Murray geholt, der war Nr. 1!“ Und dann hat auch noch Thiem als zweiter Österreicher nach Horst Skoff in Wien gewonnen, was der heimischen Tennisseele ziemlich gutgetan hat.

Inzwischen ist auch das ewige, nicht mehr taufrische, 30jährige Comeback-Kid Thiem auf eine Wildcard angewiesen, angesichts der aber das Los keinen Pardon kannte. Thiem bekommt es nämlich mit Stefanos Tstsipas zu tun, der in Antwerpen gegen jenen Deutschen Hanfmann in zwei Sätzen gewann, der Dominic am Vortag in drei Sets besiegt hatte. Mit dem Blick auf weitere Knaller wie etwa Sinner gegen Tokio-Finalisten Shelton und andere meinte Straka: „Wir sind halt keine österreichischen Meisterschaften. Wir haben im Laufe der Jahre viel investiert. Das ist der Return of Investment!“

Auch die imposante Hallenkonstruktion mit Zuschauerrängen neben dem Konzerthaus gehört da dazu. Straka und seine Agentur haben sich das etwa 600.000 Euro kosten lassen, damit die Stars sozusagen auch im Vorübergehen trainieren oder sogar vor Zuschauern, die sich ebenso im Vorbeigehen für Tennis interessieren, spielen können. Und damit für eine gute Nachricht sorgen. Manchmal ist Wien im Sport halt doch anders.

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