Da ich keinen Zugang zum britischen CBS-Network hatte, konnte ich diese für meine Begriffe höchstnotpeinliche Szene nicht sehen, die aber dankenswerter Weise von der Kronen-Zeitung aufgegriffen wurde. Dbaei ging es, wie das ja immer öfter in Zeiten wie diesen passiert, nicht um Sport an sich, auch nicht um das Resümee des 5:0-Triumphes von PSG im Chanpions-League-Finale gegen Inter, sondern um muslimisch diktierte Ge-, besser: Verbote. Nicht zugeschaltet aus einem arabischen Raum oder Gebiet, in dem Islam regiert. Nein, nein – in München, mitten im Herzen Mitteleuropas und damit des immer noch weitgehend christlichen Abendlandes.
Was war da nach Abpfiff des Spiels und Anpfiff zu Promi-Interviews passiert, dass es einen Aufreger produzierte, der vor allem in den sozialen Medien – heutzutage eine der wichtigsten News-Quellen und Kommentar-Flüsse – für eine Flut an Postings sorgte. Kaum hatte Moderatorin Kate Scott mit den Fußballgrößen Thierry Henry und Jamie Carragher gefachsimpelt, die allesamt abklatschten, war dann der emeritierte Martial-Arts-Ex-Weltmeister Khabib Nurmagomedo an der Reihe.
Macht ihrer Gewohnheit in unserer Gesellschaft und unseren Breitengraden empfing sie Khabib, einen der engsten Freunde des katarischen PSG-Klubchefs Nasser Al-Khelaifi, mit ausgestreckter Hand zum Shakehands, das ihr aber der ehemalige MMA-Champion verweigerte. Aus religiösen Gründen, die es dem Mann verbieten, der Weiblichkeit die Hand zu schütteln. Stattdessen griff er sich mit der Rechten ans Herz, was auch Lady Kate dazu animierte, es ihm gleichzutun, begleitet von untertänigsten Entschuldigungen für ihr „Fehlverhalten“.
Wäre ihr das in Katar widerfahren und nicht in München, so hätte ich das noch verstanden. Aber bei allem Respekt vor Andersgläubigen, deren Geboten und Lebensweisen, geht mir dieser Kotau in unseren Landen vor den immer mächtigeren Geldgebern des (Welt) Sports allmählich über die Hutschnur.
Und dabei frage ich mich in aller Schüchternheit. wo sich da die sonstigen (laizistisch-profanen) Kritiker der arabischen Könige und Scheichs verstecken, die sonst so lautstark gegen deren Verletzung der Menschenrechte protestieren. Ganz zu schweigen von der gar nicht so lange zurückliegenden Kashoggi-Affäre, als niemand mehr den Saudi-Herrschern die Hand reichen wollte, sie aber inzwischen nur allzu gerne schütteln, wenn sich daran mehr oder weniger große Geldsackerln befinden. Hand aufs Herz: Wer von Aramco bis PIF (Public Investment Fonds Saudi Arabiens) am meisten zahlt, der schafft natürlich auch an. Nicht nur dsherinm, sondern weltweit. Selbst bei Interviews und verweigerten Shakehands.

