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Hannes Reichelt – Sparschiene nur abseits von Siegespuren

Man ist versucht zu sagen: Gottseidank! Die Rede ist vom Rücktritt, den Hannes Reichelt beim vom Schneesegen verfluchten Weltcupfinale in Lenzerheide erklärt hat. Ja, Gottseidank, weil es fatal gewesen wäre, hätte er als Vierzigjähriger nach der verpatzten Comeback-Saison weitergemacht – und damit samt Risiko auch die Gefahr gesteigert, sich als Senior der Szene nochmals zu verletzen. Reichelt hat´s noch einmal versucht und dabei erkannt, dass auch ein noch so motivierter und noch so Ski-technisch versierter Fast-Vierziger eben an die Grenzen der Möglichkeiten und der Belastbarkeit in diesem Alter stößt, damit sagt man ihm nichts Böses nach, sondern bestätigt nur den Lauf der Dinge und der Welt.

Ja, Gottseidank hat das auch der mit einer Südtirolerin verheiratete Salzburger aus Radstadt erkannt, um daraus die nötige Konsequenz zu ziehen – und bei wieder bester Gesundheit auf eine Karriere zurückzuschauen, in der es Highlights wie einen WM-Titel im Super G (Beaver Creek 2015) und auch den Sieg im wichtigsten aller Abfahrtsklassiker gab, also Kitz und Streif, den Ritterschlag für alle Downhiller. Ja, ja, außer im Werbefernsehen ist Freund Reichelt, um das überspitzt zu formulieren, nie auf Spar-Schiene gefahren, sondern hat als Skirennläufer so gut wie immer das Beste herausgeholt, was an diesem Tag für ihn möglich war.

Meine Wenigkeit zieht den Hut vor Hannes, der nicht nur ein großartiger Rennläufer gewesen ist, sondern auch ein unkomplizierter Partner für unsereins als Medienmann. Von den Anfängen her, als ihn Alpinchef Pum als vielversprechende Hoffnung zur Ski-WM in St. Moritz 2003, wo er Lehrgeld zahlte, mitgenommen hatte bis zu den Tagen, an denen er als ehemaliger Riesenslalomspezialist dann in den Abfahrten/Super G´s fast so auftrumpfte wie sein legendärer Vetter, der „Herminator“ Maier, worüber er  verständlicherweise nicht ganz so gerne sprach. Nein, nein, Hannes war keine graue Maus, kein Leisetreter, aber auch keiner, der den Mund so voll nahm wie manch anderer, der ihm sportlich nicht das Wasser reichen konnte.

Auch diese spezielle, menschliche Qualität muss noch einmal hervorgehoben werden, wenn einer wie Hannes Reichelt einen Schlussstrich unter seine alles in allem tolle Karriere zieht. Mag sein, dass es vielleicht besser gewesen wäre, sich die Draufgabe von einem Jahr nach der Kreuzband-OP zu ersparen, aber Hauptsache, dass Hannes jetzt Nägel mit Köpfen gemacht hat. Das verdient ebenso viel Respekt wie alles, was er im Skirennsport vom Riesenslalom-Spezialisten bis zum Abfahrts- und Super-G-Helden erreicht und gewonnen hat. Alles Gute für die Karriere nach der Karriere, in der Skisport, wie ich Hannes kenne, ganz sicher wieder eine Rolle spielt. Auch wenn´s keine Hauptrolle mehr ist.

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