Fussball

Heiliger Wunderwuzzi RR und unheilige Allianzen mit Stil, Spiel, Stars

Auch wenn ich noch so oft als Nörgler, Besserwisser oder Kassandra hingestellt oder gar zur Persona non grata erklärt werden sollte, so lasse ich mir weder Mund noch Schrift verbieten und werde weiter in meinem Blog sagen/schreiben, was ich mir zu sportlichen (Fehl-) Entwicklungen denke. Das gilt auch für das Fußball-Nationalteam und den zum Wunderwuzzi erklärten Ralf Rangnick, der vor allem anfangs nach seiner Amts-, um nicht zu sagen Machtbernahme; zweifellos seine mehr oder weniger großen Meriten (gehabt) hat. Das oder die aber haben  in unserer Neigung zu Übertreibungen in welcher Richtung und Hinsicht immer dazu geführt, dass RR zum sakrosankten Überdrüber-Experten stilisiert wurde, dessen Worte so heilig sind, dass ihm alle aus der Hand fressen. Kritik ist zum Fremdwort, wenn nicht Frevel geschrumpft, den sich ein Wunderwuzzi nicht verdient.

Natürlich stimmt´s, dass Rangnick anfangs mit neuen Elementen  neuen Schwung ins Team gebracht, Gegner mit dem untypischen österreichischen Spiel gegen den Ball überrascht und eine Euphorie auch bei den Fans entfacht hat, die unglückliche Niederlagen als moralische Siege nicht nur geschluckt, sondern fast schon als solche betrachtet haben. Wie jene gegen die zuvor (im Ramadan) 6:1 deklassierte Türkei im EM-Achtelfinale, in dem Endstation war wie bei der Euro 2021 davor unter dem alles andere denn Wunderwuzzi-Landsmann Foda gegen den späteren Europameister Italien. Und trotzdem waren wir ganz ohne Happy End am Ende plötzlich Euro-Helden. Ja, so schnell kann´s gehen, wenn Schlagzeilen-Klischees auf Schiene gehen…

Das sei quasi als Präambel angemerkt, ehe ich zur Sache komme, den ersten beiden Post-Euro-Nations-League-Spielen, in denen sich zumindest mathematisch, also „punktuell“, eine Negativspirale  weiterdreht. Österreich hat aus den letzten drei Spielen,  Euro inklusive, von neun möglichen ein einziges Pünktchen gemacht mit dem mickrigen 1:1 in Laibach gegen Slowenien, das gestern seinerseits jenes Fußball-Entwicklungsland Kasachstan 3:0 besiegte, das Norwegen daheim ein 0:0 abgetrotzt hatte.

Jenes Norwegen, bei dem auf ersten Blick oder erstes Hinhören jedem Normalverbraucher fast das Herz in die Hose rutscht, wenn vom weltbesten Torjäger Haaland oder dem ehemaligen Wunderknaben Odegaard (Real Madrid, Arsenal) die Rede ist, die beide eine wahrlich einzigartige oder aber tragisch-fatale Rolle gegen uns spielten. Diese vordem kaum sichtbare Ur- und Naturgewalt Haaland, einst ausgebildet in Salzburg, nun bei ManCity und Guardiola,  demonstrierte in einer (einzigen umstrittenen) Situation seine Klasse, die zum 2:1 für die nordischen Eichen auch ohne ihren (von Baumgartner unabsichtlich verletzen) Spielmacher Odegaard führte. Haaland in, Odegaard, Sörloth, Ryerson und Konsorten her – trotz solcher Einzelgrößen hinkt Norwegen seit Jahrzehnten den Erwartungen und Erfolgen hinterher. Seit 1998 (Frankreich) waren die Elche wie wir nicht mehr für eine WM qualifiziert und seit dem Millenniumsjahr auch (sechs Mal) bei keiner einzigen Euro mehr dabei. Und unglücklich oder ungerecht – diese Zahlen lügen nicht. Wir haben also in Oslo zwar ein Tor a la Haaland kassiert, aber gegen KEINEN Giganten verloren. Das, bitte vielmals, soll uns niemand einreden.

Auch kein Ralf Rangnick, über dessen Taktik, Aufstellungen, Analysen, aber auch Ausreden wie etwa schlechter Rasen in Laibach etc. man durchaus geteilter Meinung sein darf. Nicht als Erfinder, aber als Apostel des Spiels gegen den Ball, wofür man im Umschaltmodus auch Leute brauchen würde, die das Spiel mit dem Ball beherrschen, hat er in Oslo etwa von vornherein auf zwei Nicht-Liebkinder verzichtet, die auch am unvollendeten Ende kurz zeigen durften, dass sie das können würden wie Kevin Stöger und/oder der Rapidler Seidl, der von Kuchl auszog, um via Linz auch Hütteldorf zu erobern.

Ein bisschen mehr an Spielwitz und Überraschungsmoment statt Übermaß an Tempo, bei dem die Balltechnik nicht mitkommt, wäre aus meiner bescheidenen Sicht durchaus wünschenswert. Übrigens sei noch erwähnt, dass der 89-Minuten-Stehgeiger Erling Braut Haaland in zwei, drei Sekunden gezeigt hat, dass er mit dem Ball am Fuß ein noch weit besserer und effizienterer Primgeiger ist als der für Rangnick offenbar hochgeschätzte Rekord-Spieler Arnie, der in seiner ganzen Spiel- und Wesensart die Faust aufs Aug´ für das vom Wunderwuzzi ausgerufene Umschaltspiel ist. Aber offenbar ist er zwar — Schmäh ohne – nicht mehr als Schuss-, dafür aber als Stimmungskanone im Nationalteam schon unersetzlich geworden. Wenn´s Wunderwuzzi RR meint, dann muss es ja, wie die ÖFB- und mehrheitlich auch Medien-Dinge derzeit liegen, natürlich stimmen? Jedenfalls scheint er samt immer aufgeblasenerem Mitarbeiterstab heiliger als ein Nationalstadion. Was das betrifft, sollte man durchaus mit/auf beiden Augen wachsam sein…

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