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Hirscher und Braathen als Wiederholungstäter – Segen oder Fluch für Skirennsport?

Vorwärts, vorwärts Skikameraden, wenn Not an Männern ist, die außer Gefecht sind, dann begrüßen wir unter Jubel der einschlägigen Skisport-Medien die Früh-Pensionisten und echten Rentner, die ihren (Un) Ruhestand auch dazu genützt haben, die Fronten, Pässe und Verbände zu wechseln – unter der gütigen Mithilfe eines potenten Sponsors, der ganz offensichtlich sowohl dem Neo-Oranje Marcel Hirscher als auch dem vom kalten Norden in den warmen Süden Brasiliens gewechselten Lucas Pinheiro Braathen mit keineswegs leeren Dosen neue Energie für einen neuen Anlauf verschafft hat. Wie sehr beide die neue Motivation unter neuer Flagge und neuen Voraussetzungen beflügelt, wird sich spätestens am Sonntag bei der schon traditionellen Saisonpremiere mit dem extrem schwierigen Riesenslalom auf dem Rettenbach-Ferner oberhalb von Sölden zeigen.

Was die mediale Präsenz in unseren und angrenzenden Landen betrifft, so liegt Hirscher jedenfalls vor Braathen und der noch außer Konkurrenz obendrein in anderer Baustelle kurvenden Lindsey Vonn in Führung, die als jugendliche Vierzigerin ja unbedingt das Comeback über das künstliche Knie brechen will. Unsereins merkt die unverblümte Absicht, die hinter dieser geballten Ladung an Gratiswerbung für Wiederholungstäter steckt, die unbedingt an den „Tatort“ ihres ersten oder andererseits einiger großer Siege zurückkommen wollen.

Das jedenfalls erlaube ich mir zu sagen und zu schreiben auch auf die Gefahr, als Nestbeschmutzer beschimpft zu werden, obschon man eigentlich sagen könnte, dass das eher auf jene zutrifft, die bei aller Mutterliebe aus diversen Motiven jenem Vaterland den Rücken gekehrt haben, das ihnen nicht nur topographische Vorteile verschafft, sondern auch als mehrfach gut gepolsterte Wiege für viele Siege, kleine und große Kugeln ebenso wie für Gold, das jede Menge Geldes wert war, jahrelang bestens gedient hat.

Und bei aller eigenen Liebe für den Skilauf halt in einem Sport, von dem die große Sportwelt nur peripher Notiz nimmt. Selbst im holländischen Boulevard fand ich das Hirscher-Comeback als Niederländer keineswegs als Coverstory oder Spitzenmeldung, sondern irgendwo zwischen Fußball und Radsport. In der New York Times, für die es heißt, dass sie alles druckt, was fit to  print ist, hab´ ich nichts gefunden. Und in Norwegen liegt das Schicksal des Traumpaares Shiffrin-Kilde auch mehr am Herzen als der fahnenflüchtige Braathen als Pisten-Sambatänzer.

Nichtsdestotrotz wird´s interessant, welche Figur der eine nach knapp zwei Jahren, der andere aber nach derer gleich fünf auf Anhieb macht. Beim Neo-Flachländer Marcel  müssen wir bis zur Wildcard-Nummer 31 warten, um zu sehen und wissen, ob sich Hirscher wieder auf die Pirsch Richtung Podest begeben kann oder der Zahn der Zeit halt an ihm genagt hat, seit es keinen Rennstress gab. Auch wenn ich ihm alles Gute wünsche – bei allem Respekt vor seinen Superleistungen zwischen 2010 und 2oo19  bin ich mir nicht sicher, ob  es für den alpinen Skirennsport über Werbung in einschlägigen Regionen hinaus ein Segen wäre, würde einer nach fünf rennlosen Jahren kommen und Jüngeren den Marsch blasen. Oder ob es nicht eher für die  jüngere Folgegeneration ein verfluchter Schlag ins Gesicht ist, wenn´s auch nach Sölden weiter alles Hirscher heißt… 

 

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