Am heutigen Ski-WM-Ruhetag ist´s Zeit, mehr als nur einen Seitenblick auf sogenannte Randsportler: Innen zu werfen, die anderswo als Heroes so gefragt sind wie hierzulande die Alpinen oder Skispringer. Die Rede ist von den Hockey-Damen, die wieder Vizeweltmeister: Innen in der Halle wurden, und den Hockey-Herren, die als Titelverteidiger von der Hockey-Weltmacht Deutschland nach einem 6:6-Torfestival in einem Endspiel-Krimi erst im finalen Penaltyschießen mit 1:2 entthront wurden. Bei allem Respekt vor Rangnick-Mania, abrupt geendeter Handball- und Eishockey-Euphorie, wo sonst ist Österreich in klassischen Mannschaftssportarten so erfolgreich wie im Hockey, wenn auch vorerst nur auf dem Parkett im Kleinformat?
Und das ist, anders als etwa beim Skilauf, wo es Zehntausende aus Wien und dem Flachland gibt, die über Pisten kurven, angesichts eines sehr eingeschränkten Reservoir höchst bemerkenswert. Wie das, so werden Laien fragen? Weil Landhockey auf Kunstrasen oder in Hallen mit einer Handvoll an Klubausnahmen (Linz, Wels, Salzburg, Graz) nur in Ostösterreich rund um Wien gespielt wird!
Und auch darum, nichts Neues im Westen, selbst von Golden Boys und Silver Girls höchstens im Vorübergehen kurz Notiz genommen wird, ohne in einen sogar mit Top-Legionären gefüllten Sport so zu investieren, dass sie vom Klein- zum Großformat werden. Wer nicht gerade Insider der Szene ist, der wird weder ahnen noch wissen, dass unsere Legionäre bei Platzhirschen von Deutschland über Holland bis zum Ex-Lehrmeister Indien einen so guten Ruf erworben haben. dass sie wie der noch aktive Spielmacher Stanzl (37) als Hockey-Messi geadelt oder wie der emeritierte Michael Körper, mehrmals deutscher Rekordschütze und bester Torjäger Europas, mit – Cordoba lässt grüßen – dem Deutschenschreck Krankl verglichen wurden.
Schon daran kann man erkennen, dass das Potenzial da wäre, um gezielter Förderung des Sports den Return of Investment in Form von einer Olympia-Qualifikation zu erhalten – wie im Fußball der ersten seit 76 Jahren in Helsinki. Noch dazu mit dem legendären Allroundspieler und späteren (auch Krankl) Trainer Josef „Sepp“ Pecanka, der damals sowohl im Hockey- wie Fußballteam (mit Joschi Walter) in Helsinki seinen Mann doppelt stand. Für heutige Begriffe unglaublich.
Ein Stichwort, verbunden mit einem Szenenwechsel. Die Rede ist vom Eisparkett, auf dem die 18jährige Jeannine Rosner aus Innsbruck bei teils widrigen Bedingungen in Klobenstein ob Bozen gegen härteste Konkurrenz aus aller Welt mit vier Goldenen (1000m, 1500m, 3000m, Vierkampf) den Schnelllaufzwerg Österreich zur erfolgreichsten Nation der Junioren-Weltmeisterschaften gemacht hat. Und Weltcupsiegerin war sie schon. Eine neue Eisprinzessin nach Eisgräfin Hunyady und Sprintkanone Herzog …
Und das trotz des Handikaps, dass das tägliche Training auf der veralteten Olympia-Freiluftanlage in Innsbruck oder aber als Pendler mit einem beruflich engagierten Teilzeittrainer wie Ex-Sprintmeister Armin Hager gegen Unkosten in der nahen, bayrischen Inzell-Indoor-Arena absolviert werden muss. Kurzum, im Gegensatz zu manch anderen heimischen Pseudo-Stars, die mitunter auch finanziell allzu verwöhnt werden, bleibt hierzulande vielen Randsport-Mauerblümchen im Normalfall kein Hürden- bis Spießrutenlauf erspart, um sich sportliche Träume zu erfüllen. Auch das wäre ein Thema, dem sich eine neue, effizientere staatliche Sportstruktur ohne Quereinsteiger, aber mit Experten widmen sollte und müsste. Über zu Recht bejubelte Ski- und Wintersportmedaillen hinaus …

