Allgemein

Hurra, nicht abgestiegen und Hurra, der ÖTV ist stolz auf sein neues Logo

Mir ist schon bewusst, dass man mich wieder als einen Nörgler und „Negativisten“ hinstellt, weil ich mir erlaube, die für meine Begriffe allzu euphorischen Berichte über das Abschneiden unserer Tennis-Damen beim neuerdings Billie-Jean-King gewidmeten Federation-Cup zu relativieren. Wie ich meine, war der Klassenerhalt das Minimalziel und Plansoll angesichts von Gegnerinnen wie Georgien, Bulgarien und Schweden, deren Beste entweder nicht dabei waren oder inzwischen schon Geschichte sind.

Und ich meine auch, dass es schon an Selbstzufriedenheit grenzt, wenn der ehemalige, kurzzeitige Top-10-Spieler Jürgen Melzer als Sportdirektor sehr einverstanden damit ist, dass unsere mehr oder weniger jungen Damen namens Julia Grabher, Skifahrertochter aus dem Ländle, und Sinja Kraus, in Mainz lebende Wienerin, gegen Kroatiens etablierte Starlets wie Vekic und Matic fast einen Satz gewonnen haben. Andersrum: Ganz gut mitgespielt, tapfer gekämpft, aber leider verloren. Frage: Ist das bei einem Teamwettkampf zwischen wichtigen Turnieren für routinierte Top-100-Spielerinnen tatsächlich ein vielversprechender Ansatz, dass die Zukunft rosiger aussieht?

Und wie viel Potenzial steckt ganz ehrlich noch in einer Julia Grabher, die mit tollem Einsatz ihre Möglichkeiten ziemlich ausschöpft? Und kann  aus der runderneuerten Barbara Haas wirklich noch jenes Ass schlüpfen, das vor einigen Jahren als mögliche Nachfolgerin von Schett, Schwartz, Wiesner, Ritter und auch Paszek hochgejubelt worden war? Und was kann aus der 20jährigen Sinja Kraus noch werden, wenn sie in die richtigen Hände kommt? Fragen über Fragen, die in aller Brutalität nur die Ergebnisse bei WTA- und ITF-Turnieren beantworten können. Alles andere ist nichts als graue Theorie, meine lieben Tennis-Freunde. Aber die Hoffnung, so sagt ein Kalauer, stirbt bekanntlich zuletzt …

Julia Grabher (l.) und Sinja Kraus holten beim King-, vormals FedCup, das Maximum für sich und ÖTV heraus.

Während nicht nur unsereins, sondern alle, die seinen Aufstieg vom Talent zum Grand-Sieger bewunderten und bejubelten, tappen beim Comeback-Kid Dominic Thiem zumindest vor dem ersten Schlagabtausch in einem Turnier auf ATP-Ebene in Belgrad im Dunklen. Seine Rückkehr vom Zirkus aller Arten und Formen zum Sport und zu sportlichen Erfolgen, das ist´s, was der österreichische Tennisverband dringend braucht, um positive Schlagzeilen zu schreiben und zu bekommen. Das genügt es bei allem Respekt vor der Tüchtigkeit des „Generals“ eben (doch) nicht, wenn sich der Tennisverband in Form eines neuen ÖTV-Logo quasi ein neues PR-Mascherl umhängt, um zu zeigen, dass er am Puls der Zeit oder ihr womöglich gar voraus ist. Ja, von Meilenstein ist gar die Rede, als hätte man mit einem Schlag ein neues Wunderteam gefunden…

Bei aller Liebe für die überbordende Digitalisierung als Mittel zum Zweck, sich im neuen Kleid und schöner Hülle zu zeigen – was zählt, das ist die Fülle unter der Hülle, also der sportliche Inhalt, der wirklich Sinn und letztlich auch Geld macht. Unter diesem Aspekt kann man sich nur wünschen, dass sich Thiem selbst und dem Tennissport ein (verspätetes) Ostergeschenk bereitet. Und sich nicht wieder selbst ein weiteres Ei legt …

Zum Kommentieren hier klicken

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meist gelesen

To Top

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen