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Hut ab junger Sinner, dass du betriebsblinden Bossen die rote Linie zeigst

Bravo, meine Gratulation, junger Herr von Sinner! Ob´s aus eigenem Antrieb zum Selbstschutz kam oder der erfahrene Erfolgscoach Darren Cahill ihn dazu animierte, nach seiner siegreichen Nachtschicht bis um ½ 3Uhr früh das nur 14 Stunden später angesetzte Achtelfinale gegen den Australier Alex de Minaur wegen körperlicher Erschöpfung abzusagen, das ist sekundär.

Viel wichtiger und richtungsweisender aber war, dass da endlich ein Weltklassemann wie Sinner, frischer Wien-Sieger mit dem Potenzial zu einer künftigen Nummer 1, samt Tross den Mut aufgebracht hat, betriebsblinden und nur gewinnorientierten nicht nur Turniermanagern, sondern auch ATP-Bossen die rote Linie zu zeigen. Jetzt ist Schluss, uns wie Schachfiguren herumzuschieben, die als nützliche Idioten wie Geldmaschinen betrachtet und behandelt werden nach der Devise: Friss Vogel, bis du (sportlich) stirbst!

Es kann und darf ja wohl nicht sein, dass da bei allem Verständnis für französische oder Pariser Lebensweisen noch Tennisspiele vor oder gar nach Mitternacht beginnen dürfen, also eigentlich gar nicht mehr am Tag, an dem sie ja an sich angesetzt gewesen waren. Unsereins hat sich ja schon die Agen gerieben, als er sah, wie Dominic Thiem und „Stan the Man“ Wawrinka da um 23.55 Uhr zu ihrem Erstrundenduell aufschlugen, das dann um 2.22 h zu Ende ging. Ja, was denken sich solche Turnier-Bosse bei einer solche Terminisierung, die durch nichts zu rechtfertigen ist? Durchpeitschen, koste es was es wolle – natürlich nicht an eigenem Wohlbefinden, sondern auf Kosten der Gesundheit von Topspielern, die in solchen Extremfällen dann frühestens zwei Stunden später, also frühmorgens ins Bett und zu dem nach Höchstleistungen wichtigen Schlaf kommen!

Ich weiß nicht, ob er dort war, ich nehm´ aber an, dass angesichts des letzten 1000er-Masters im Countdown zum Turin-Finalturnier auch der oberste ATP-Boss Andrea Gaudenzi, ehemaliger Leitgeb-Schützling und Muster-Begleiter, als Interessensvertreter der Spieler, im gegenständlichen Fall sogar eines Italieners, wenn auch aus Südtirol, auch aus der Fene sein Veto hätte einlegen müssen.

Der Hinweis, dass beim US-Open in New York, der pulsierenden Weltstadt, die angeblich nie schläft, mitunter bis weit nach Mitternacht gespielt würde, ist schon deshalb kein Argument, weil bei den Grand-Slams in einem 2-Tage-Rhythmus gespielt wird, es also genügend Erholungszeit für die Stars gibt – und um die Top-Stars geht es dabei, weil eben diese ihrer Siege wegen länger im Turnier stehen, pardon: schlagen und rennen.

Am Beispiel Paris bestätigt sich nur die Entwicklung, dass die besten Sportprofis von Kommerzprofis wie Zitronen ausgepresst werden, um möglichst große Gewinne zu machen. Nicht anders wie bei Fußball-Weltmeisterschaften in der Wüstenhitze oder zumindest dort, wo ganz sicher  die Kassa klimpert. Auch Kapitalismus hat natürliche Grenzen. Jetzt steht zu hoffen, dass Sinner mit seinem Rückzug ein wichtiges (Alarm)-Signal setzt und kein Rufer in der Wüste bleibt, dessen Echo gleich wieder verhallt. Ein Bravissimo aber hast du dir schon verdient!

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