Am Wochenende wurde der schon längst designierte Kärntner Klaus Mitterdorfer, seines Zeichens auch regionaler Ärztekammer-Vize, einstimmig zum neuen österreichischen Fußballpräsidenten gewählt. Immerhin kommt er, anders als in der Ärztekammer, wo er die rechtlich-bürokratische und nicht medizinische Seite vertritt, vom Fach, wenn auch auf lokaler Ebene, die FC Treibach heißt, dem Ortszwilling vom Kurort Althofen, bei dem er als Obmann auch den Nachwuchs trainiert hat. Ob es Mitterdorfer gelingt, den heimischen Fußball von allen Wehwehchen zu kurieren, das steht in den Sternen, nichtsdestotrotz hat er aber versprochen bis geschworen, dass er mit seinen Kommilitonen an einen Strick ziehen würde, um das Beste aus dem Potenzial herauszuholen. So etwas klingt immer gut, auch wenn es Nullachtfünfzehn ist.
Wie gesagt, der (als Freund des Landes-Kaiser gehandelte) neue ÖFB-Boss war schon immer dem Fußball verbunden, obschon nicht auf höchstem Niveau, sondern auf eher niederem Niveau, also nicht in der sportlichen Beletage daheim, von der Österreichs Fußball nicht zu Unrecht träumt. Inwieweit Freund Mitterdorfer international vernetzt ist und respektiert wird, entzieht sich meiner Kenntnis, wage aber die Befürchtung, dass er den Fifa- und Uefa-Granden weniger Begriff ist als den (Fußball)-Kaisern im Lande.
Darin ist ihm der Schwimmpräsident, sein Name sei Schall und Rauch, ein schönes Stückchen voraus, denn der hat es geschafft, als Trainersohn, Rechtsanwalt und spätberufener Seniorenschwimmer (über 50), von seinem Advokaten-Präsidentenfreund zum siebenten Europa-Vize gemacht worden zu sein. Er wiederum hat rührige Schwimmer: Innen-Väter im heimischen Verband nicht nur zu seinen eng verbundenen, vertrauten Stellvertretern gemacht, sondern Sicherheitshalber mit dem bezahlten Sportdirektor und einem finanziell doch ziemlich abhängigen Ex-Schwimmer, Ex-US-Studenten und Ex-Tschechen in die Sportkommission gesetzt.
Und was glauben Sie, was diese wiederum freundlicherweise beschließt? Wer, wann wo und aus welchem diffusem Grunde schwimmen kann, darf oder wird, um virtuelle, nebulose Limits zu erfüllen! Und dreimal dürfen Sie raten, wer (fast) immer dabei ist, selbst dann, wenn man das Team um eine chancenlose Staffel in welcher Form immer aufblasen muss? Die Vizepräsidenten-Kinderlein, so muss es sein! Neubau an Hallenbädern hingegen mit 50m-Bahnen, die so wichtig wären für einen Fortschritt auf breiterer Ebene? Fehlanzeige! Es werden immer weniger Trainings-Wasserflächen statt mehr. Kein Wunder bei so tollen Hechten im Teich so vieler träger Karpfen…
Ein anderer Revoluzzer-Präsident, der bei der ÖOC-Wahl ebenfalls einen Korb bekommen hat, hat als Segelfreak den Basketball als Sponsor eines slowenischen Vereines (Domzale) entdeckt, ehe er mit Freunden beschloss, den heimischen Basketball zu übernehmen, zu reformieren und, wenn gegangen wäre, auch im ÖOC zu rebellieren. Auch der Turnpräsident, der dabei mitgespielt hat mit einer wirklich gut informierten, mit großem Wissen versorgten Kollegin (Gabriele Jahn, ORF-Kommentatorin i. R.) als Sprachrohr und Feigenblatt, steht auch auf einem zweiten Funktionärsbein, mit dem er einen Salto vom Schul- und Grund- zum Funsport schlägt. Der gute Mann ist nebstbei nämlich auch Vizepräsident im NÖ-Volleyballverbandes, was dafürspricht, dass er offenbar viel Freizeit besitzt.
So ähnlich, wenn auch etwas gehobener als beim Kärntner Fußball-Freund, ist die Situation um die ÖLV-Präsidentin (Leichtathletik) Sonja Spendelhofer, die zwar einst für den NÖ-Verein Schwechat (SVS) einige Meistertitel holte, inzwischen aber im Wr. Stadtschulrat zur Bildungsdirektorin (auch für Sport/Bewegung) aufgestiegen ist. Wie viel sie aber bei einem Parteifreund wie dem Mehrfach- und auch Sport-Stadtrat Hacker da bewegen will oder kann, das sei einmal dahingestellt. In dieser Rolle bleiben große Würfe/Stöße noch so aus wie in ihrer aktiven LA-Zeit, in der die unvergessene Ex-Weltrekordlerin, Vize-Landeshauptfrau und Innenministerin Liese Prokop die Kugel vor 50 Jahren um etwa 80 cm weiter als Sonja gestoßen hat.
In diesem Zusammenhang möchte ich trotz des einen oder anderes Verweises auf schwarze oder zumindest angeschwärzte Schafe (Platini, Beckenbauer…) doch anmerken, dass sich auf internationaler Verbands-Ebene langsam die Erkenntnis durchsetzt, statt Bürokraten und Apparatschiks immer mehr ehemalige sportliche Größen in hohe und höchste Ämter zu befördern. Das war schon so mit dem IOC-Vize Pal Schmitt (U), ehe mit einem seiner Gegner zu aktiven Zeiten, dem deutschen Goldfechter Thomas Bach ein Olympionike und Weltmeister als Chefolympier folgte. Und im La-Weltverband regiert nach dem siegreichen Duell um den Chefsessel mit dem Himmelstürmer Sergej Bubka der Olympiasieger, Weltmeister und ehemalige Tory-Abgeordnete Sebastian Coe. Das sagt ja mehr als genug. So nebenbei wird Ungarns höchst erfolgreicher Schwimmverband vom Ex-Weltrekordler und Olympiazweiten (1980), Sandor Wladar, angeführt..
Zur Erinnerung möchte ich erwähnen, dass der aktuelle Vorarlberger Industriellenchef und neue Tennispräsident Martin Ohneberg (Nachfolger des Ex-Staatsliga-Spielers und aktuellen Finanzministers Magnus Brunner) beim Wiener Park-Klub in der Spielerliste der mehr als 45-Jährigen als Nummer 5 der doch 7 zu finden ist, was ein bisschen dem allerdings weit weniger gut vernetzten Schwimmpräsidenten ähnelt. Ich denke, dass kleine Mitarbeiter trotz einiger Verdienste auf unter(st)er Ebene eines Unternehmens im Normalfall nie und nimmer in eine Führungsposition geholt werden. Es sei denn, man ruft wie vor 100 Jahren eine Revolution aus. Das sei auch heimischen (Doch-Nicht)-Sportgranden ins Stammbuch geschrieben. Würde gegen jeden Quereinsteiger gerne 10 Procks oder Leitners tauschen,. weil die genau wissen, woran es krankt und was man tun muss, um Lücken zu schließen…