Messi, Messi, über alles und allen! Ja, das ist man versucht zu sagen, nachdem sich der seit Jahren wahrscheinlich beste Fußballer als Weltmeister unter den Größten der Größten eingereiht hatte, ob den ums Überleben ringenden Pele, ob sein verstorbenes, grenzgeniales Idol Maradona. Sein französischer Pariser Klubkollege Mbappe schoss zwar in diesem an Dramatik kaum zu überbietenden WM-Endspiel 2022 insgesamt vier Tore und damit im Finale um eines mehr als Lionel Messi, aber alles in allem stand er total im Schatten des Argentiniers, der nicht nur weit mehr spielerische Akzente setzte, sondern in seinem Vorwärtsdrang mit einem Ballverlust auch eines der im Endeffekt doch nicht entscheidenden Gegentore eingeleitet hatte.
Welch höhere Fügung oder fast schon Macht des Schicksals, dass schlussendlich die Argentinier dieses Endspiel vor einem wie fast immer ausverkauftem Haus im Elferschießen nach dem 3:3 noch klar mit 4:2 für sich entscheiden und damit den Messi-Traum vom WM-Titel, dem dritten für Argentinien nach 1978 und 1986, erfüllen konnten. Klein Mann, ganz groß, der seit mehr als einem Jahrzehnt ganz sicher beste, erfolgreichste, genialste Kicker der Gegenwart, der mit der einen erwähnten, gottlob doch nicht fatalen Aktion immer das Richtige im richtigen Moment machte, den Goldpokal in die Höhe stemmen durfte.
Der erste Triumph für Südamerika seit zwei Jahrzehnten, seit Brasilien 2002 in Korea und Japan, der den besiegten Kylian Mbappe deshalb besonders schmerzen müsste, weil er vordem gesagt hatte, den Südamerikanern fehlte der Maßstab des europäischen Fußballs. Wie der Flügelflitzer auf diese Idee und (falsche) These kommen kann angesichts dessen, dass fast alle Argentinier, Brasilianer, Urus, Chilenen etc. bei den europäischen Topklubs spielen oder zumindest engagiert sind, ist mehr als schleierhaft, erst recht deshalb, weil er in einer Truppe mit Messi spielt und die längste Zeit auch mit Angel di Maria, der der kongeniale Messi-Partner war, solange er Luft und Laune hatte.
Das sei nur so am Rande erwähnt, um über alle Lobeshymnen, Jubelberichte und Vorlieben für den kleinen Fußballgott (ohne Gottes Hand) vom Detail ins Generelle zu gehen. Mir taugt es, dass die Argentinier, in der Defive keine Kinder von Traurigkeit, die zur Sache gingen, wenn´s nötig war, weit positive gepolt und von Anfang an offensiver eingestellt wurden und waren, nach dem verspielten :0 und 3:2 doch noch Weltmeister geworden sind. Es freut mich, weil es letztlich auch eine Ohrfeige für die Safety-First-Anwälte wie den französischen Teamchef Didi er Deschamps bedeutet. Wer mit solch Kapazundern in einem Kader derartigen Sicherheitsfußball spi
elen lässt, als hätt´s einen Nichtangriffspakt gegeben, der wurde gottlob nicht belohnt, sondern bestraft. Sind wir doch froh, dass nicht immer die Vorsicht aller Mütter der Weisheiten gewinnt, sondern der, der mehr Risiko nimmt unter der Devise: Angriff ist die beste oder zumindest bessere Verteidigung. Und was den Offensivgeist als Stratege, Spielmacher und Schütze in Personalunion betrifft, ist der kleine Messi eben nicht schneller, aber effizienter als Mbappe, der Usain Bolt des Fußballs, das kann man drehen und wenden, wie man will. Was Argentinien betrifft, so kann es mit Messi und um den seit 36 Jahren ersehnten, dritten WM-Titel nur Freudentränen weinen. Und mit ihnen ein Fußball, der auch in Zukunft darauf setzt, das gefürchtete Catenaccio (Bollwerk) auseinanderzunehmen statt daran zu zerbrechen. In diesem Sinn ist Lionel Messi so etwas wie ein heilbringender Messias gewesen/geworden …